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Wissenswertes über Arzneimittel

Online Ergänzung 1 zu:
V. Wiskamp, M. Holfeld, W. Proske: Chemie und Gesundheit.


Impressum:
W. Proske und V. Wiskamp
Fachhochschule Darmstadt, Fachbereich Chemie- und Biotechnologie, Hochschulstraße 2, D-64289 Darmstadt
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Inhalt

Was ist ein Arzneimittel?
Was ist beim Einsatz von Arzneimitteln zu beachten? .
3 Therapieprinzipien
4 Placeboeffekt
Beziehung zwischen Dosis und Wirkung
Der Weg des Arzneimittels im Körper
Abgabe und Rezeptpflichtigkeit von Arzneimitteln
Was steht auf einem Rezept? . . . . . .
Namen von Arzneimitteln
Galenik . . . . . . . . .
11 Applikationsformen
Was bewirkt welche Arzneimittelhauptgruppe?
Die „Rote Liste“
Was ist ein Arzneimittel?
Arzneimittel im Sinne des Gesetzes sind Stoffe und Zubereitungen aus Stoffen, die dazu bestimmt sind, durch Anwendung am oder im menschlichen und tierischen Körper • Krankheiten, Leiden, Körperschäden oder krankhafte Beschwerden zu heilen, zu • die Beschaffenheit, den Zustand oder die Funktion des Körpers oder seelische • vom menschlichen oder tierischen Körper erzeugte Wirkstoffe oder • Krankheitserreger, Parasiten oder körperfremde Stoffe abzuwehren, zu beseitigen oder • die Beschaffenheit, den Zustand oder die Funktion des Körpers oder seelische Was ist beim Einsatz von Arzneimitteln zu beachten?
Für eine erfolgreiche medikamentöse Therapie gelten folgende Voraussetzungen: • Der Therapeut (Arzt und/oder Heilpraktiker) ist darüber zu informieren, welche Medikamente bereits verwendet werden, die von anderen Therapeuten verordnet worden sind. Vor allem interessiert, ob diese Medikamente vertragen wurden und ob evtl. Nebenwirkungen auftraten. • Der Therapeut ist über Präparate, die im Rahmen der Selbstmedikation verwendet werden, in Kenntnis zu setzen, egal ob die eingenommenen Mittel apothekenpflichtig oder freiverkäuflich sind. • Dosierungen und Einnahmezeitpunkte (z. B. vor oder nach dem Essen) sind genau • Medikamente sind so aufzubewahren, dass Missbrauch und Gefährdung durch Kinder • Medikamente dürfen nur innerhalb der Haltbarkeitszeit verwenden werden. • Verfallene Medikamente sind in die Apotheke abzugeben. Sie dürfen in keinem Fall in den Hausmüll oder in die Toilette geben werden. • Es ist zu beachten, dass viele Medikamente die Verkehrstauglichkeit beeinflussen. • Viele Medikamente dürfen nicht mit Alkohol zusammen eingenommen werden. • Ggf. muss während der Therapie auf bestimmte Nahrungsmittel verzichtet werden. • Bei Nebenwirkungen ist der Therapeut zu informieren. • Auch Medikamente der besonderen Therapierichtungen sind nicht immer indifferent und nebenwirkungsfrei. Sie können schulmedizinische Therapien beeinflussen. • In der Homöopathie ist mit einer Erstverschlimmerung zu rechnen. • Arzneimittel dürfen nicht eigenmächtig abgesetzt oder ihre Dosierung ohne Absprache • Ein Heilpraktiker ist nicht berechtigt, eine vom Arzt angeordnete schulmedizinische Therapie zu verändern. Er hat jedoch die Pflicht, den Patienten darauf aufmerksam zu machen, wenn er Bedenken bei dieser Therapie hat. Dies kommt vor allen dann vor, wenn der Patient mehrere Ärzte gleichzeitig konsultiert. Es ist gefährlich, gleichzeitig viele Medikamente einzunehmen, da sie sich in ihrer Wirkung gegenseitig verändern können!
3 Therapieprinzipien

Das Krankheitsbild des Patienten entscheidet, welche Therapie bzw. Therapiekombinationen
sinnvoll ist bzw. sind.


Die Substitutionstherapie (Ersatztherapie) wird angewendet, wenn der Organismus nicht in
der Lage ist, erforderliche, lebensnotwendige Stoffe selbst zu bilden.
Ein klassisches Beispiel ist Diabetes Typ I, bei dem die Bauchspeicheldrüse nicht genügend
Insulin bildet. Dieses muss dann zusätzlich gegeben werden.

Die Suppressiontherapie (Unterdrückungstherapie) wird angewendet, wenn Krankheits-
prozesse unterdrückt werden müssen. Dabei werden Symptome und nicht die Ursachen
bekämpft.
Schmerzmittel z. B. beseitigen den Schmerz, jedoch nicht seine Ursache.

Die Reiztherapie wird eingesetzt, um den Organismus zu stimulieren und die körpereigene
Abwehrfunktionen zu verbessern. Anders gesagt, sie dient der Aktivierung der
Selbstheilungskräfte, die man auch als Autoregulationsfähigkeit bezeichnet (Hilfe zur
Selbsthilfe). Die Reiztherapie muss individuell gestaltet werden. Die Arndt-Schulzsche Regel
besagt, dass schwache Reize fördern, starke Reize hemmen und stärkste Reize zerstören.
Eine klassische schulmedizinische Anwendung der Reiztherapie ist die Impfung in Form der
aktiven Immunisierung. Dabei werden abgeschwächte oder abgetötete Krankheitserreger in
den Organismus eingebracht, und dieser produziert dann Abwehrstoffe (auch Antikörper oder
Immunglobuline genannt).
Die Reiztherapie ist auch grundlegend in der Naturheilkunde, seien es die klassischen
Wasseranwendungen nach Kneipp, die Homöopathie, die Nosodentherapie oder die
Eigenblut- und Eigenharntherapie in ihren verschiedenen Ausführungen.

Unter einer kurativen Therapie versteht man eine Therapie, die in der Lage ist, eine
Krankheit zum Ausheilen zu bringen bzw. die Ursache der Krankheit zu beseitigen.
Ein Beispiel ist die Entfernung eines entzündeten Wurmfortsatzes (im Volksmund:
Blinddarmentfernung).

Unter einer palliativen Therapie versteht man eine Therapie, die lediglich das Befinden des
Patienten verbessert. Die Krankheit wird weder geheilt, noch zum Stillstand gebracht.
Bei der Behandlung von Carcinomen im fortgeschritten Zustand ist man leider oft auf diese
Therapie angewiesen.
4 Placeboeffekt

Placebomedikamente sind Scheinmedikamente, die keine pharmakologisch aktive Substanzen
als Inhaltstoffe enthalten. Das Wort „Placebo“ heißt: „Ich werde gefallen“ bzw. „Ich werde
nützlich sein“.
Der suggestive Effekt ist bei jeder Anwendung von Medikamenten in einem mehr oder
weniger großem Ausmaß vorhanden. Der Patient, der ein Medikament einnimmt, verspürt
oftmals bereits eine Besserung seiner Beschwerden, bevor die eigentlich
Medikamentenwirkung einsetzt. Diese Effekte treten auch bei Medikamenten ohne Wirkstoff
auf. Der Placeboeffekt beruht auf der psychischen Bereitschaft des Patienten, der um Rat und
Hilfe sucht. Er ist besonders stark, je mehr die Krankheit auf der psychischen Ebene liegt.
Dabei spielt das Arzt/Patienten-Verhältnis und die Arznei/Arzt-Beziehung eine wesentliche
Rolle. Der Placeboeffekt ist umso ausgeprägter, je höher die Erwartungshaltung des Patienten
ist.
Die Therapie mit Placebopräparaten kann sehr erfolgreich und nebenwirkungsarm bis -frei
sein, vorausgesetzt, dass eine umfangreiche Ausschlussdiagnostik vorangegangen ist.
Der Placeboeffekt spielt bei der Prüfung von Medikamenten auf pharmakologische
Wirksamkeit eine wichtige Rolle. Um ihn möglichst klein zu halten, werden sogenannte
Doppelblindstudien durchgeführt. Darunter versteht man, das weder der Patient, noch der
Arzt weiß, wer ein Medikament (Verum) und wer ein Placebo enthielt.
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Beziehung zwischen Dosis und Wirkung
Es gilt der Satz des Paracelsus: „All Ding sind Gift und nichts ist ohne Gift, allein die Dosis macht, ob ein Ding Gift ist oder nicht“. Demzufolge haben Arzneimittel Heil- und Giftwirkungen. Die Wirkung eines Arzneimittels lässt sich durch folgenden Parameter charakterisieren: • Wirkungsqualität: Art der Wirkung • Wirkungsstärke: Größe des Unterschiedes zum unbeeinflussten Zustand • Latenzzeit: Zeit von der Aufnahme bis zum Wirkungseintritt • Wirkungsdauer: Zeit vom Beginn bis zum Ende der Wirkung Für die Beziehung zwischen Wirkstärke und Dosis eines Medikamentes gilt: • Alles-oder-Nichts-Reaktion: Wirkungseintritt erst ab einer bestimmten Arzneimittel- • Lineare Abhängigkeit: doppelte Dosis − doppelte Wirkung • logarithmische Abhängigkeit: zunächst langsamer Wirkungsanstieg bei steigender Arzneimitteldosis, danach immer stärkerer Wirkungsanstieg. Hohe Dosen sind für die volle Wirkung erforderlich. (Bei vielen Arzneimitteln besteht eine logarithmische Abhängigkeit.) Bei vielen Arzneimitteln steigt das toxische Potential mit höheren Dosen an. Deshalb ist es wichtig, die Konzentration zu ermitteln, bei dem das Medikament wirkt, aber noch keine Vergiftungserscheinungen auftreten. Man spricht hier von der therapeutischen Breite eines Medikamentes. Eine große therapeutische Breite bedeutet, das Medikament ist „sicher“. Es gibt auch Arzneimittel mit geringer therapeutischer Breite. Beispiele sind Digitalisglycoside, welche bei bestimmten Erkrankungen des Herzens eingesetzt werden, oder Lithiumsalze zur
Behandlung psychischer Erkrankungen. Bei derartigen Medikamenten ist eine regelmäßige
Therapiekontrolle erforderlich, was in der Regel durch Bestimmungen der Arzneistoffe im
Blut erfolgt.
6
Der Weg des Arzneimittels im Körper
Jedes Medikament durchläuft im Körper folgende Stadien: • Aufnahme (Resorption, die mit Adsorptionsprozessen verbunden ist) • Verteilung und Bindung an das Plasmaprotein (Distribution) • Umwandlung, Verstoffwechselung (Metabolismus) • Ausscheidung (Exkretion, Elimination)
Die Pharmakodynamik untersucht den Wirkungsmechanismus des Medikamentes, d. h., sie
beschäftigt sich mit den erwünschten Wirkungen und den unerwünschten Nebenwirkungen.
(Was macht die Substanz mit dem Körper?)
Die Pharmakokinetik untersucht die Aufnahme, Verteilung, Verstoffwechselung und
Ausscheidung von Medikamenten, auch in zeitlicher Abhängigkeit. (Was macht der Körper
mit der Substanz?)
7
Abgabe und Rezeptpflichtigkeit von Arzneimitteln
Viele Arzneimittel können bei unsachgemäßen Gebrauch schwere gesundheitliche Schäden anrichten. Deshalb ist der Vertrieb von Arzneimittel gesetzlich geregelt. Man unterscheidet: • frei verkäufliche Arzneimittel • apothekenpflichtige Arzneimittel • verschreibungspflichtige Arzneimittel • Betäubungsmittel Die Einstufung erfolgt durch den Gesetzgeber.
Freiverkäufliche Arzneimittel dürfen außerhalb von Apotheken auch in Drogerien,
Reformhäusern und − leider auch − Supermärkten verkauft werden. Der Verkäufer muss im
Besitz eines Sachkundenachweises für freiverkäufliche Arzneimittel sein. Es sind nur solche
Präparate freiverkäuflich, die auch bei längerem Gebrauch keinen Schaden anrichten.

Apothekenpflichtige Medikamente dürfen nur in Apotheken verkauft werden. Es sind
solche Präparate, welche bei längerem Gebrauch möglicherweise Schäden hervorrufen
können. Deshalb ist der Verkauf mit einer Beratung durch qualifiziertes pharmazeutisches
Fachpersonal gekoppelt, um Schäden durch unsachgemäßen Gebrauch zu verhindern.

Verschreibungspflichtige Arzneimittel dürfen nur gegen ein ärztliches, zahnärztliches oder
tierärztliches Rezept abgegeben werden. Es kann ein Rezept der Krankenkasse bei der
vertragsärztlichen Versorgung sein, aber auch ein Privatrezept, das der Patient selbst bezahlt.
Folgende Kriterien gelten für die Einstufung als verschreibungspflichtiges Medikament: • Stark wirkende und mit Nebenwirkungen behaftete Medikamente • Medikamente, bei deren Anwendung eine engmaschige ärztliche Kontrolle • In der EU mit Ausnahme Deutschland sämtliche Parenteralia • Neu entwickelte Medikamente in den ersten 5 Jahren • Homöopathische Medikamente mit verschreibungspflichtigen Ausgangstoffen bis D4 • Missbrauchgefahr, z. B. bei bestimmten Schlaf- und Schmerzmitteln Jedes apothekenpflichtige Arzneimittel kann jederzeit verschreibungspflichtig werden, jedes verschreibungspflichtige Medikament könnte von der Sache her aus der Verschreibungspflicht entlassen werden. Die Entscheidung darüber, bei gegebenen Anlass, obliegt einer Kommission für Verschreibungspflicht des Bundesgesundheitsministerium. Dieser gehören Mitglieder der Arzneimittelkommission der Apotheker und der Ärzte an.
Betäubungsmittel sind sehr stark wirksame Arzneimittel, welche bei unkontrollierter
Einnahme u. a. zur Sucht führen können. Aus diesem Grunde wird die Verordnung durch
Ärzte und Verwendung in medizinischen Einrichtungen reglementiert, mit dem Ziel einen
Missbrauch möglichst zu verhindern.
8
Was steht auf einem Rezept?
Ein Rezept ist die schriftliche Anweisung eines Therapeuten (Arzt, Zahnarzt, Tierarzt, Heilpraktiker) an den Apotheker, ein oder mehrere Fertigarzneimittel oder herzustellende Arzneimittel (Individualrezepturen) an einen bestimmten Patienten abzugeben. Es muss folgende Angaben enthalten: • Name, Berufsbezeichnung, Adresse und Telefonnummer des Therapeuten • Datum • Name des Fertigarzneimittels oder der Rezeptur und Menge • Dosierung • Name und Adresse des Patienten • Unterschrift und Stempel des Therapeuten • Rezepte zu Lasten der gesetzlichen Krankenkassen sind 4 Wochen gültig. • Rezepte sollten möglichst in einer Apotheke eingelöst werden, die im Einzugsbereich des Therapeuten und im Wohnbereich des Patienten liegt. • Ärztliche Rezepte besitzen in der gesamten BRD Gültigkeit. • Rezepte von Heilpraktikern dürfen keine verschreibungspflichtigen Arzneimittel • Der Apotheker ist verpflichtet, ärztliche Rezepte zu beliefern, kann aber die Belieferung von Heilpraktiker-Rezepten aus wirtschaftlichen Gründen ablehnen, z. B. die Bereitung von Bachblütenmischungen. • Betäubungsmittelrezepte (besonderes Formular) dürfen nur im Landkreis beliefert • Privatrezepte sind auch für Kassenpatienten zulässig, wenn das Medikament von den Kassen nicht erstattet wird oder wenn keine Erstattung aus Budgetgründen (Wunschmedikation des Patienten) gewährt wird. • Zahnärzte dürfen auf Kassen- und Privatrezept nur Medikamente verordnen, die zur Behandlung von Zahnkrankheiten dienen, also beispielsweise keine Blutdrucktabletten. • Tierärzte dürfen nur Veterinär-, aber keine Humanpharmaka verschreiben und dürfen diese auch selbst verkaufen, da in der Regel jede Tierarztpraxis eine Apotheke besitzt. • Ein Apotheker muss im Zweifelsfall den Verordner konsultieren. • Ein Apotheker macht sich strafbar, wenn er ohne ärztliches Rezept verschreibungspflichtige Medikamente abgibt. Namen von Arzneimitteln
Es gibt zwei Bezeichnungen für Arzneimittelwirkstoffe: • Freiname (WHO-Bezeichnung; internationale Bezeichnung) • Handelsname Beispielsweise hat das Psychopharmakons 7-Chlor-2,3-dihydro-1-methyl-5-phenyl-1H-1,4-benzodiazepin-2-on, in den neuen Bundesländern unter dem Namen Faustan, in den alten Bundesländern unter dem Namen Valium bekannt, den Freinamen Diacepam. Handelsnamen (nach der „Roten Liste“ von 2001) sind: 10 Galenik

Die Aufgabe der Galenik ist es, einen Arzneistoff (Wirkstoff) in eine Form zu bringen, dass er
als Medikament einsetzbar ist.
Arzneimittelformen lassen sich nach ihren Aggregatzustand (gasförmig, flüssig, halbfest, fest) unterscheiden.
Zu den gasförmigen Arzneiformen gehören medizinische Gase (Einsatz als Narkosegas oder
bei diversen Sauerstofftherapien) und Aerosole (Einsatz als Spray in Form von Asthma-
(Cortison) oder Nitrospray)

Zu den flüssigen Arzneiformen gehören Lösungen, Suspensionen, Emulsionen, Tinkturen
oder Auszüge aus Pflanzen mit Alkohol

Halbfeste Arzneiformen sind Salben (Wirkstoff ist in eine Fettbasis eingearbeitet), Cremes
(weiche, wasserhaltige Salben), Pasten (feste Salbe, die einen hohen Feststoffanteil hat) und
Gele (Wirkstoff ist in eine geleeartige Grundmasse eingebettet

Zu den festen Arzneiformen gehören Granulat (grobkörniges Pulver), Tabletten (gepresste
Pulver), und Globuli (auf Milchzuckerbasis gefertigte Streukügelchen in der Homöopathie),
Dragees (auch Lacktabletten genannt; der Arzneistoff meist sehr unangenehm im Geschmack,
wird deshalb mit einer geschmacksneutralen Hülle versehen, die sich im Magen auflöst. Es ist
auch möglich, Dragees mit solchen Überzügen zu versehen, dass die Freisetzung des
Wirkstoffes erst im Dünndarm erfolgt) sowie Kapseln (feste und/oder flüssige Arzneistoffe
werden mit einer Hülle aus Gelatine oder Stärke versehen, die sich im Verdauungstrakt löst),
Tee (getrocknete und zerkleinerte Pflanzenteile) sowie Zäpfchen (Wirkstoff ist in eine bei
Körpertemperatur schmelzende Fettmasse eingearbeitet)
Die einzelnen Arzneiformen werden folgendermaßen verabreicht: Suspension, Emulsion, Salbe, Paste, Creme, Gel
11 Applikationsformen

Man unterscheidet die von der pharmazeutischen Industrie bereit gestellten
Fertigarzneimittel und die in den Apotheken für den einzelnen Patienten hergestellten
Individualrezepturen.
In der Vertragsarztpraxis werden mit Ausnahme der Hautärzte sehr oft Fertigarzneimittel
eingesetzt, da diese günstiger und in der Regel länger haltbarer sind als Individualrezepturen.
In der naturheilkundlichen Praxis werden vermehrt Individualrezepturen eingesetzt.
Unter einer Applikation versteht man das Heranbringen eines Medikamentes an eine Körpergrenzfläche oder in das Körperinnere. Resorption „Aufsaugung“ ist die Aufnahme von Stoffen durch Haut und Schleimhäute in die Blutbahn. Applikation an Körpergrenzflächen ist eine lokale Applikationsform, d. h., Applikations- und Wirkungsort sind gleich. Auftragen von Salben, Cremes, Gele und Pasten Verwendung von Zäpfchen/Suppossistorium) Verwendung von Nasentropfen bei Schnupfen Inhalation von Kräuterölen, Asthmaspray Applikation in das Körperinnere ist eine systemische Applikationsform, d. h., Applikations- und Wirkungsort sind verschieden. Hierbei unterscheidet man die enterale und parenterale Applikation. Die enterale Applikation ist dadurch charakterisiert, dass der Verdauungstrakt (Darm) integriert ist. Zur enterale Applikation gehört die perorale Medikamentengabe. Der Patient schluckt das Medikament, die Wirkstoffe werden von der Schleimhaut des Magen/Darm-Traktes aufgenommen. Eine Sonderform ist die bukkale und sublinguale Applikation, wobei die Tablette in die Wangen-tasche des Mundhöhlenvorhofes oder unter die Zunge gelegt und von der Mundschleimhaut resorbiert wird. Auch die Verwendung von Nitrospray zur Behandlung von Angina pectoris gehört in diese Kategorie. Die schnelle Resorption durch die Mundschleimhaut erreicht die Wirksamkeit der intravenösen Injektion. Aus diesen Grunde gibt es bestimmte Notfall-medikamente als Zerbeißkapsel. Auch die Verwendung von Zäpfchen (Supposistorium) und Klysmen (Einläufe) gehört dazu, wenn beispielsweise fiebersenkende Mittel und Schmerz-mittel enthalten sind. Der Wirkstoff wird von der Darmschleimhaut resorbiert, und über den Blutkreislauf gelangt das Medikament an seinen Wirkungsort. Bei der parenteralen Applikation gelangt das Medikament in das Körperinnere unter Umgehung des Verdauungstraktes. Würde man beispielsweise Insulin, ein Eiweißkörper, oral geben, würde es durch die Verdauungsenzyme gespalten und als Wirkstoff unbrauchbar. Es muss also auf anderem Weg in den Organismus eingebracht werden, um unzerstört in die Blutbahn zu gelangen, und zwar durch Injektion (Einspritzung). Diese und die Infusion (Hineingießen) sind die bekanntesten Varianten der parenteralen Applikation. Weniger bekannte Verfahren sind die Verwendung von Hormonpflastern in der Frauenheilkunde und die Nikotinpflaster zur Raucherentwöhnung. Weiterhin gehört die Implantation von Strahlungsquellen in das Gewebe zur lokalen Strahlentherapie bei Krebserkrankungen dazu. Von Injektionen spricht man, wenn das zu applizierende Volumen maximal 20 ml beträgt und mit einer Injektionsspritze verabreicht wird. Bei einer Infusion (Tropf) wird das Medikament in einer größeren Flüssigkeitsmenge verdünnt und mit einer speziellen Apparatur in der Regel intravenös verabreicht. Infusionsbehandlungen sind heute Standard in der ambulanten und stationären Betreuung. Bei Unfällen ist es heute in der Regel üblich, dass gleich am Unfallort ein „Zugang“ oder mehrere „Zugänge“ gelegt werden, um ggf. intravenös Medikamente verabreichen zu können. Vorteile der Injektions- und Infusionstherapie sind: • Anwendung von Medikamenten, die im Verdauungstrakt nicht beständig sind • Unabhängigkeit von der Compliance (Zuverlässigkeit des Patienten) • Applikation unabhängig von Bewusstsein • steuerbarer Wirkungseintritt • sofortige Wirkung bei intravenöser Injektion • verzögerte Wirkung bei intracutaner Injektion (Quaddel) in die Cutis (Lederhaut), subcutaner Injektion in die Subcutis (Unterhaut), Insulin, Heparin, intramuskuläre Injektion Nachteile der Injektions- und Infusionstherapie sind: • Körperverletzung • Einverständnis des Patienten muss vorliegen • bei Injektionen des falschen Medikamentes − was nicht passieren darf! − ist es schwieriger und aufwendiger das Medikament aus dem Körper zu bringen, da Magenspülung und Erbrechen nicht möglich sind • Möglichkeiten von Komplikationen • teurer ( Aufwand, Material, Zeit, Personal, Entsorgung)
Medikamente mit verzögerter Wirkstoffabgabe dienen der Verringerung der Einnahme-
frequenz. Der therapeutische Vorteil ist ein relativ konstanter Blutspiegel, eine Bedingung für
eine effektive Wirkung. Es wird unterschieden zwischen oralen Retardpräparaten, bei denen
der Wirkstoff im Verdauungstrakt nur sehr langsam freigesetzt wird, und injizierbaren
Depotpräparaten, die intramuskulär verabreicht werden.
12
Was bewirkt welche Arzneimittelhauptgruppe?
Im Folgenden werden die wichtigsten Arzneimittelhauptgruppen (in alphabetischer Reihenfolge) und ihre Wirkungen beschrieben.
Anabolika stimulieren die Eiweißsynthese, insbes. beim Skelettmuskel, bei ausreichender
Eiweißzufuhr, und sind Steroide (Testosteronderivate). Sie werden eingesetzt bei Blutarmut
(Anämie), Muskelveränderungen (Muskeldystrophie), Leber- und Nierenkrankheiten sowie
Stoffwechselstörungen.

Analeptika wirken erregend auf bestimmte Funktionszentren (Atemzentrum, ZNS). Ein
bekannter Vertreter ist das Coffein. Analeptika werden zur Behandlung von
Schlafmittelvergiftungen eingesetzt.

Analgetika dienen zur Schmerzbekämpfung. Schmerz ist keine Krankheit, sondern ein
Symptom. Wird die Ursache beseitigt, verschwindet das Symptom. Leider besteht die
Möglichkeit , dass sich Schmerzen chronifizieren. Die stärksten Schmerzmittel sind das
Morphium, das zur Stoffgruppe der Alkaloide gehört, und seine Derivate. Sie können bei
längerer Anwendung zur Sucht führen. Um einen Missbrauch zu erschweren, unterliegen sie
der Betäubungsmittelverordnung. Eine schwere Nebenwirkung ist die Unterdrückung der
Atmung. Schmerzmittel werden in Salicylsäurederivate, Anilinderivate und Pyrazole
unterteilt. Viele Analgetika besitzen eine fiebersenkende Wirkung. Freiverkäufliche Schmerzmittel können bei längeren, unkontrollierten Gebrauch schwere Gesundheitsschäden verursachen.
Anthelmethinka werden zur Behandlung von Wurmerkrankungen eingesetzt. Sie töten die
Würmer ab. Schweine- und Rinderbandwürmer sind durch Genuss von rohem Fleisch
übertragbar.

Antiallergika dienen zur Allergiebehandlung. Unter einer Allergie versteht man eine
überschießende Abwehrreaktion des Organismus auf vermeintliche Krankheitserreger.
Eingesetzt werden Antihistaminika (verhindern die Histaminfreisetzung), Calcium-
verbindungen (verhindern Anschwellung der Atemwege und sind krampflösend) sowie
Cortison (verhindert Abwehrreaktionen).

Antianämika, Eisenverbindungen, werden bei Blutarmut (Anämie) benötigt. Nur
zweiwertiges Eisen wird vom Organismus aufgenommen und zum Aufbau des roten
Blutfarbstoffes (Hämoglobin) benötigt. Jedoch muss die Form der Anämie klinisch abgeklärt
werden, da nicht alle Anämieformen mit Eisen behandelt werden dürfen.

Antiarrhythmika helfen bei Herzrhythmusstörungen. Darunter versteht man eine Störung
der Herzfrequenz oder die Unregelmäßigkeit des Herzschlages. Deren Ursache sind meist
Störungen im Reizleitungssystem des Herzens. Die Diagnostik und Behandlung von Herz-
rhythmusstörungen werden in der Regel vom Kardiologen durchgeführt. Man unterscheidet
Reizbildungsstörungen und Überleitungsstörungen (vom Vorhof zur Herzkammer).
Antiarrhythmika können die Erregbarkeit des Herzens und somit dessen Leitungs-
geschwindigkeit herabsetzen. Dabei kann auch der Puls verlangsamt werden. Anhand der
Befunde wird entschieden, welches Antiarrhythmikum eingesetzt wird.

Antiasthmatika dienen der Bekämpfung von Brochialasthma, einer anfallsartig auftretende
Atemnot. Diese wird durch akute und chronische Entzündungen verursacht. Ein akuter
Asthmaanfall kann durch eine allergische Reaktion, aber auch durch psychische Einflüsse
ausgelöst werden. Es kommt zur Verkrampfung der Atemmuskulatur. Bronchospamolytika
wirken krampflösend auf die Atemmuskulatur. Oftmals ist auch eine Cortisonbehandlung
erforderlich, um Entzündungsreaktionen zu unterdrücken.

Antibiotika werden bei bakteriellen Infektionen eingesetzt. Sie sind hochwirksame, mit
Nebenwirkungen behaftete Heilmittel. Ihr Nachteil ist, dass inzwischen viele Bakterien gegen
Antibiotika resistent geworden sind. Eine Ursache dafür ist, dass früher recht großzügig mit
diesen Arzneimitteln umgegangen wurde. Antibiotika blockieren auch die körpereigene
Abwehr. Es gibt schwere Krankheitsbilder, wo ein Antibiotikaeeinsatz gerechtfertigt ist.
Dabei sollte eine Resistenztestung mit Patienten gegenüber den zu verwendeten Antibiotika
erfolgen.

Antidementiva kommen zur Behandlung von Hirnleistungsschwächen, die bevorzugt bei
älteren Menschen auftreten, zum Einsatz. Die Ursachen für diese Krankheiten sind vielfältig;
oft spielt auch eine mangelnde Sauerstoffversorgung des Gehirnes eine wesentliche Rolle.

Antidepressiva wirken stimmungsaufhellend und angstlösend, zusätzlich auch beruhigend
und antriebssteigernd. Ein bekanntes Mittel ist das Johanneskraut, das aber auch
Nebenwirkungen hat.

Antidiabetika werden zur Behandlung von Diabetes mellitus eingesetzt. Man unterscheidet
den Typ I der Krankheit, wo die Bauchspeicheldrüse kein Insulin bildet. Die Behandlung
erfolgt hier mit Insulin, welches injiziert werden muss, da es als Peptid bei oraler Aufnahme
zerstört wird. Bei Typ II (Altersdiabetes) ist die Bauchspeicheldrüse nicht in der Lage,
genügend Insulin zu bilden. Dann werden Sulfonylharnstoffe und Biguanide als Tabletten eingesetzt.
Antidiarrhoika werden bei Durchfallerkrankungen verordnet. Länger andauernder Durchfall
muss klinisch abgeklärt werden, da sich dahinter gefährliche Krankheiten verbergen können.
Die Ursache des Durchfalls ist eine verstärkte Darmbewegung (Peristaltik). Dadurch wird die
Verweildauer des Darminhaltes verringert. Ist der Durchfall durch Bakterien verursacht,
werden Antibiotika gegeben. Adsorbierende Stoffe, wie Aktivkohle,
Aluminiumverbindungen, Pektine besitzen eine große Oberfläche und können dadurch
Bakterien und deren Gifte aufnehmen. Bei entzündlichen Durchfällen werden
zusammenziehende Stoffe (Adstrigentien) gegeben. Das sind eiweißfällende Stoffe. Die
entzündete Darmschleimhaut wird durch diese Stoffe vor Reizungen geschützt. Die
Aufnahme (Resorption) von Stoffen durch die Darmwand wird vorübergehend eingeschränkt,
die Aufnahme giftiger Stoffe stark eingeschränkt. Es kommen Gerbsäure und
Bismutverbindungen zum Einsatz.

Antidota sind Gegenmittel bei akuten Vergiftungen. Sie reagieren mit dem Gift unter
Bildung weniger giftiger Verbindungen und beschleunigen die Ausscheidung aus dem
Körper. Da die Anwendung lebensrettend sein kann, werden im Notarztwagen in der TOX-
BOX bestimmte Antidote immer mitgeführt. In der „Roten Liste“ stehen nähere
Informationen.

Antiemetika werden gegen Erbrechen eingesetzt. Erbrechen kann einerseits eine Maßnahme
der Selbstschutzes des Organismus vor unverträglichen Speisen sein. Es tritt bei Krankheiten
des Verdauungstraktes auf, kann psychisch, aber auch hormonell (z. B. während der
Schwangerschaft) bedingt sein. Anhaltendes Erbrechen kann bei Säuglingen und
Kleinkindern wegen des hohen Flüssigkeitsverlustes lebensbedrohlich sein.

Antieleptika werden zur Behandlung der Epilepsie (Fallsucht) eingesetzt. Sie dämpfen bzw.
unterdrücken die epileptischen Anfälle, hemmen das Auftreten und ihre Intensität und wirken
krampfhemmend (antikonvulsiv). Diese Medikamente müssen regelmäßig eingenommen
werden (Alkohol strikt meiden). Eine engmaschige ärztliche Kontrolle ist unverzichtbar.

Antifibrinolytika wie ε-Aminocapronsäure und p-Aminomethylbenzoesäure wirken einer
Fibrinolyse entgegen. Darunter versteht man das Wiederauflösen von Blutgerinnseln. Es gibt
krankhafte Zustände (Veränderungen in der Blutgerinnung), wo die Wiederauflösung von
Blutgerinnseln beschleunigt abläuft. Dadurch ist der Fibrinogengehalt im Blut verringert,
Hemmstoffe der Blutgerinnung fehlen. Die Gefahr einer Blutungsneigung besteht.

Antiglaucomatosa werden zur Behandlung des Glaukoms („Grüner Star“) eingesetzt.
Darunter versteht man die Erhöhung des Augeninnendruckes. Es besteht durch die
Druckschädigung des Sehnervs die Gefahr einer Erblindung. Die Therapie besteht in der
Anwendung von betablockerhaltigen Augentropfen.

Antihämorragika verhindern Blutungen. Sie werden bei Störungen der Blutgerinnung
eingesetzt. Dazu gehören die Antifibrinolytika und die Gerinnungsfaktoren. Antihämorragika
werden aus menschlichen Blut gewonnen und zur Behandlung der Bluterkrankheit
(Hämophilie) eingesetzt. Bei dieser Krankheit werden bestimmte Gerinnungsfaktoren nicht
gebildet. Die Folge ist, dass bei Verletzungen die Blutung nicht zum Stehen kommt. Die
Gerinnungsfaktoren müssen intravenös verabreicht werden.

Antihämorrhoidalia werden zur Behandlung von Hämorrhoiden verwendet. Darunter
versteht man knotenförmige Erweiterungen der arteriovenösen Schwellkörpers im Analkanal.
Die Ursache ist eine Bindegewebsschwäche. Begünstigend für die Entstehung von
Hämorrhoiden sind sitzende Tätigkeit, Verstopfungen, Entzündungen in der Analregion und Schwangerschaft. Zur Behandlung werden Zäpfchen und Salben örtlich angewendet, die ein Bismutsalz der Gallussäure (zusammenziehend), Kamille und Perubalsam (entzündungs-hemmend) und/oder Resorcin (desinfizierend) enthalten.
Antihistaminika verhindern die Freisetzung von Histamin, indem dieses in der Zelle von
seinen Rezeptoren verdrängt wird. Der anaphylaktische Schock als Folge der Antigen-Anti-
körperreaktion bei einem allergischen Prozess ist mit einer Histaminfreisetzung verknüpft.
Dies ist ein lebensbedrohlicher Notfall. Antihistaminika werden zur Behandlung von
Heuschnupfen, allergischen Hautreaktionen und allergischer Bindehautentzündung
(Konjunktivitis) eingesetzt. Zu beachten ist, dass viele Antihistaminika müde machen und
möglicherweise die Verkehrstüchtigkeit einschränken. Deshalb sollte unbedingt der Arzt oder
Apotheker gefragt werden, bzw. der Beipackzettel der Medikamente gelesen werden.

Antihypertonika werden bei erhöhten Blutdruck eingesetzt. Bluthochdruck verläuft
symptomfrei, aber es besteht die Gefahr des Schlaganfalls. Die medikamentöse Behandlung
ist eine Dauerbehandlung, die nicht ohne Absprache mit dem Arzt verändert werden darf. Die
Behandlung erfolgt in der Regel mit einer Kombination verschiedener Präparate: Diuretika
(harntreibend, Verringerung der Wassermenge), Sympatikolytika (hemmen Erregungsüber-
tragung von sympathischen Nervenendigungen auf sympatische Effektorzellen), Betablocker
(setzen die Erregbarkeit des Herzmuskels herab durch Blockierung der auf Adrenalin
ansprechenden Betarezeptoren; Herzfrequenz wird nicht mehr gesteigert), Calcium-
antagonisten (Erweiterung der peripheren Gefäße, Aufhebung der muskelkontrahierenden
Wirkung des Calciums, Verringerung des Sauerstoffverbrauches), ACE-Hemmer (Hemmung
der Unwandlung des Angiotensin I zum blutdruckaktiven Angiotensin II durch das
Angiotensin converting enzym), Vasodilatantien (Weitstellung der Gefäße).

Antihypoglycämika sind bei schwer einstellbaren Diabetespatienten erforderlich, bei denen
die Gefahr einer Unterzuckerung (Hypoglycämie) besteht. Das Hormon Glucagon wird als
Injektion gegeben.

Antihypotonika sollen den Blutdruck erhöhen. Niedriger Blutdruck muss behandelt werden,
wenn weitere Beschwerden bestehen, da eine Minderdurchblutung von Organen Probleme
bereiten kann. Es gibt auch das Krankheitsbild der Orthostatischen Dysregulation. Hier
kommt es zum plötzlichen Blutdruckabfall bei Lagewechsel vom Liegen zum Stehen. Durch
die kurzzeitige Minderdurchblutung des Gehirns kommt es zu Schwindelanfällen und
Schwarzsein vor den Augen. Die tritt oft bei sehr schlanken Personen ein. Dagegen werden
auch Medikamente verwendet, welche die Gefäße eng stellen.

Antiinfektiva ist eine andere Bezeichnung für Antibiotikum.

Antikoagulantia, „Blutverdünner“, werden eingesetzt, um die Gerinnungsfähigkeit des
Blutes herabzusetzen. Der Einsatz solcher Medikamente erfolgt nach Herzinfarkten,
Thrombosen und Schlaganfällen, um eine Blutgerinnselbildung zu verhindern. Die Dosierung
muss nach engmaschigen Kontrollen der Blutgerinnung erfolgen. Wichtig ist, dass andere
Medikamente, dazu zählen vor allem auch freiverkäufliche, nur in Abstimmung mit dem
behandelndem Arzt eingenommen werden dürfen. Viele Medikamente können die
Antikoagulantienwirkung verstärken oder inaktivieren. Wenn ein Eingriff vorgenommen
werden soll, bei dem es bluten kann (Zahnziehen), muss das Medikament einige Tage vorher
abgesetzt werden und für die kurze Zeit des Eingriffs die Gerinnung normalisiert werden.
Wird dieses nicht beachtet, kann es nämlich zu schweren Blutungskomplikationen bis zum
Verbluten kommen. Bekannte Antikoagulantien sind Falithrom und Markumar, die durch
Vitamin K inaktiviert werden. Heparin wird nach Operationen zur Thrombosevorbeugung als
Injektion gegeben.

Antimykotika wirken gegen Pilze. Sie werden meist äußerlich eingesetzt bei Hautpilz-
erkrankungen. Bei Pilzerkrankungen des Verdauungstraktes werden sie auch innerlich
verabreicht. Wichtig ist, dass bei Pilzerkrankungen des Verdauungstraktes eine entsprechend
Ernährungsumstellung erforderlich ist. Bei Fußpilzerkrankungen ist absolute Hygiene
Voraussetzung.

Antineoplastika ist eine andere Bezeichnung für Zytostatika.

Antiphlogistika wirken entzündungshemmend, indem sie die Prostaglandinsynthese
hemmen. Sie werden in steroidale und nichtsteroidale Stoffe eingeteilt. Zu den steroidalen
Vertreten gehört das Cortison, zu den nichtsteroidalen die Salicylsäurederivate. Auch viele
Heilpflanzen wirken entzündungshemmend. Eine Reihe von Schmerzmitteln wirkt ebenfalls
entzündungshemmend und fiebersenkend.

Antirheumatika werden zur Behandlung des Rheumatismus eingesetzt. Dieses Krankheits-
bild ist sehr vielschichtig. Es sind entzündliche und degenerative Prozesse in Muskeln,
Sehnen und Gelenken. Ein Hauptsymptom ist der Schmerz. Deshalb sind für die Behandlung
des Rheumas eine Vielzahl von Medikamenten erforderlich. Eingesetzt werden Antibiotika
(Behandlung des rheumatischen Fiebers (Streptokokkeninfektion), Vermeidung von
Spätschäden (Herzveränderungen), Cortison (Entzündungshemmung, Verhinderung der
Antikörperbildung), Schmerzmittel, Salben (Einreibungen; lokale Anwendung zur
Durchblutungsförderung).

Antiseptika kämpfen unspezifisch gegen Krankheitserreger. Sie wirken bakteriostatisch, d. h.
keimzahlhemmend, in dem sie das Keimwachstum verhindern. Desinfektionsmittel wirken
dagegen bakterizid, d. h. sie töten Krankheitserreger ab. Die Wirksamkeit eines
Desinfektionsmittels ist abhängig von der Art der Krankheitserreger, dem Material, das
desinfiziert werden soll, der Konzentration des Desinfektionsmittels, der Einwirkzeit und
Temperatur. Als Desinfektionsmittel finden und fanden Metallverbindungen (Silbernitrat,
Quecksilber(II)-chlorid, Silbernitrat), Halogenverbindungen (Chlorkalk, Natriumhypochlorit-
lösung, Iodlösung), Oxidationsmittel (Ozon, Wasserstoffperoxid, Kaliumpermanganat),
Aldehyde (Formaldehyd, Glutardialdehyd), Alkohole (Ethanol, Propanol), Phenole und
Cresole sowie quarternäre Ammoniumsalze (Cetyltrimethylammoniumbromid) Anwendung.
Mit diesen Stoffen werden auch Wundinfektionen lokal behandelt.

Antitetanika dienen zur Behandlung der Tetanie, einer anfallsartigen Störung der Motorik als
Zeichen einer neuromuskulären Übererregbarkeit. Zur Behandlung werden
Nebenschilddrüsenhormone (Calcitonin) eingesetzt.

Antitussiva werden zur Behandlung des Hustens eingesetzt. Dazu gehören einerseits die
Schleimlöser (Expectorantien). Sie erleichtern die Entfernung des Schleimes aus den Atem-
wegen, indem sie den Schleim verflüssigen bzw. die Schleimfreisetzung aus den Bronchien
fördern bzw. hemmen. Es werden Ammoniumchlorid und Süßholzwurzel eingesetzt (Mixtura
solvens). Bei trockenem Reizhusten werden auch hustenreizstillende Medikamente
(Hustensedativa) eingesetzt. Ein bekannter Vertreter ist das Codein, ein Alkaloid. Hier wird
der Hustenreflex gehemmt, dies geschieht durch Einwirkung auf das Hustenzentrum.

Antivaricosa werden zur Behandlung von Krampfadern (Varizen) eingesetzt. Die Ursachen
von Krampfadern sind venöse Stauungen, welche durch nicht exakt funktionierende
Venenklappen in den Beinvenen verursacht werden. Venenklappen dienen dazu, den Blut-
rückfluss zu verhindern. Krampfadern können operativ beseitigt werden, kleine Besenreißer
durch Injektion von hypertonen Verödungsmittel. Oft werden auch pflanzliche Präparate z. B.
Rosskastaniensamenextrakt eingesetzt. Die Inhalatstoffe wirken gefäßabdichtend, kapillarfestigend, schmerzstillend und verringen die Zähigkeit (Viskosität) des Blutes.
Antivertiginosa werden gegen Schwindel eingesetzt. Ursachen dafür können Blutdruck-
schwankungen, Störungen am Gleichgewichtsorgan, aber auch verminderte Durchblutung des
Gehirns sein, was klinisch abgeklärt werden muss.

Anxiolytika (Tranquilizer) werden zur Behandlung von Angststörungen eingesetzt. Die
Behandlung seelischer Krankheiten erfolgt allerdings nicht nur medikamentös.

Arteriosklerosemittel werden gegen die Verkalkung der Adern eingesetzt. Die Folge von
Aderverkalkung ist die Verengung der Gefäßwände. Der Druck steigt dort an. Gelangen
Blutgerinnsel in ein verengtes Gefäß, kann es verschlossen werden, und es entsteht ein akutes
Krankheitsbild. Zur Behandlung werden Cholesterinsenker, Lipidsenker, Antioxidantien
(Vitamin A und E), ungesättigte Fettsäuren (Linol- und Linolensäure, Omega-Fettsäuren
(Fischöle)) benutzt.

Balneotherapeutika sind meistens Badezusätzen mit etherischen Ölen, Pflanzenextrakten
sowie Salicyl-, Humin- und Nicotinsäure zur Verbesserung der Durchblutung und zur
Hautpflege. Die Wirkstoffe werden über die Haut und Atemwege (Inhalation) aufgenommen.
Balneotherapeutika sind als Arzneimittel registriert, denn sie enthalten höhere Wirkstoff-
konzentrationen als Drogerieprodukte. Auch wenn diese Produkte in der Regel nicht
verschreibungspflichtig sind, heißt das noch lange nicht, dass sie nebenwirkungsfrei sind. Ein
Badezusatz mit einem hohen Gehalt an etherischen Ölen ist für Säuglinge und Allergiker
nicht geeignet.

Betarezeptorenblocker (Betablocker) verhindern die Übertragung von Adrenalin auf den
Herzmuskel. Die Folge ist, dass die Herzfrequenz nicht erhöht und somit das Herz vor
unerwünschten Adrenalinwirkungen geschützt wird. Denn auf die Betarezeptoren des
Herzens wirken die Hormone Adrenalin und Noradrenalin. Sie bewirken normalerweise die
Erhöhung der Erregbarkeit des Herzmuskels („Antreiber“), Steigerung der
Leitungsgeschwindigkeit, Erhöhung der Herzfrequenz und Vergrößerung des
Herzminutenvolumens.

Bronchospasmolytika wirken krampflösend auf den Bronchialbaum und werden bei
asthmatischen Erkrankungen eingesetzt.

Cholagoga (Gallenmittel) helfen bei Erkrankungen der Gallenblase. Dieses Organ ist ein
Reservoir für die in der Leber gebildete Gallenflüssigkeit. Diese enthält Gallensäuren,
Phospholipide und Cholesterol. Cholesterol ist an sich in Wasser unlöslich, wird aber durch
die Gallensäuren und Phospholipide emulgiert. Die „Löslichkeit“ von Cholesterol in der Galle
wird durch das Verhältnis Gallensäuren, Phospholipide und Cholesterol bestimmt (lithogener
Index) bestimmt. Ist dieses Verhältnis nicht eingehalten, kommt es zum Auskristallisieren des
Cholesterols, dies ist die Ursache von Gallensteinen und Gallengries. Dies wiederum kann zu
akuten krampfartigen Schmerzen (Koliken), Entzündungen (akute Gallenblasenentzündung,
Cholelithiasis) und Gelbfärbung der Haut (Ikterus) durch Verschluss der Gallenwege durch
Steine führen. Zur Behandlung von Gallenkrankheiten werden Antibiotika zur Behandlung
der Infektion, Analgetika zur Schmerzbekämpfung, Spsmolytika zur Beseitigung von
Krämpfen, Cholagoga zur Anregung des Gallenflusses, Cholekinetika zur beschleunigten
Sekretion des Gallensaftes aus der Leber sowie Choleretika zur Förderung der
Gallensaftproduktion im Sinne einer Abgabe in die Leber eingesetzt.

Cholinergica bewirken die Erhöhung des Parasympatikotonus und werden beispielsweise bei
bestimmten Formen des Harnverhaltes eingesetzt.

Corticoide (Interna) werden als Hormone in der Nebennierenrinde gebildet. Als
Medikament werden natürliche, synthetisierte und modifizierte Präparate eingesetzt. Ein
wichtiger Vertreter ist das Cortison, das in lebensbedrohlichen Situationen (allergischer
Schock) eine Antigen-Antikörperreaktion verhindert. Patienten, die eine Organtransplantation
erhalten haben, müssen lebenslang Cortison einnehmen, um eine Abstoßung des
Transplantates zu verhindern. Cortison hat Nebenwirkungen. Daher muss eine Therapie mit
Cortison ärztlich streng überwacht werden.

Dermatika werden zur Behandlung von Hautkrankheiten eingesetzt. Man unterscheidet
Antimykotika zur Behandlung von Hautpilzerkrankungen, Antiskabiosa gegen Krätze und
anderer parasitärer Erkrankungen, Mittel zur Behandlung von Wunden und Wundinfektionen
sowie Mittel zur Behandlung bakterieller Hauterkrankungen.

Desinfizienta ist die bekanntere Bezeichnung für Antiseptika.

Diuretika erhöhen die Harnausscheidung und können die Wasser- und Elektrolyt-
ausscheidung unterschiedlich verstärken. Sie wirken in der Niere, indem sie die Rück-
resorption in den Nierentubuli vermindern oder auch die glomeruläre Filtration verstärken.
Auch Coffein hat eine diuretische Wirkung. Diuretika werden eingesetzt, um Flüssigkeits-
ansammlungen im Gewebe (Ödeme) zu entfernen. Diese treten auch bei Herzschwäche
(Herzinsuffizienz) auf. Dadurch wird eine Senkung des Blutdruckes erreicht. Auch in der
Behandlung des Bluthochdruckes werden Diuretika eingesetzt. Wichtig ist bei der
Behandlung mit Diuretika, dass die vom Arzt angegebene Trinkmenge nicht erhöht werden

Emetika sind Brechmittel und werden bei Vergiftungen eingesetzt, um Giftstoffe aus dem
Magen zu entfernen. Dazu wird Apomorphin injiziert. Im Rahmen der Ersten Hilfe kann bei
bestimmten Vergiftungen Erbrechen durch Trinken gesättigter Kochsalzlösung und Kitzeln
des Rachens mit einem Löffel ausgelöst werden. Sind Säuren oder Laugen getrunken worden,
darf niemals Erbrechen ausgelöst werden. Die Verwendung von Kupfersulfatlösung als
Brechmittel ist heute überholt. In der Klinik wird vielmehr eine Magenspülung bei
Vergiftungen durchgeführt, die wesentlich wirksamer als das Erbrechen ist.

Entwöhnungsmittel werden zur Behandlung von Abhängigkeitskrankheiten (Alkohol,
Nikotin, Medikamente, Drogen) eingesetzt. Das Behandlungsprinzip bei Abhängigkeits-
krankheiten heißt Erkennen, Entgiften, Entwöhnen. Die Entgiftung kann ambulant und in der
Klinik erfolgen. Wenn sie ohne Medikamente erfolgt, spricht man von einem kalten Entzug.
Oftmals werden zur Entgiftung aber Medikamente verabreicht, um Komplikationen zu
verhindern. Nach einer Entgiftung erfolgt eine medikamentöse Langzeittherapie. Einem
„trockenen“ Alkoholiker darf niemals Alkohol gegeben werden, da die geringste Menge
(wenige Tropfen) einen Rückfall provozieren kann.

Expectorantia erleichtern bzw. beschleunigen die Entfernung von Schleim aus den
Atemwegen. Dies kann durch Anregung oder Hemmung der Schleimfreisetzung und durch
die Verflüssigung des Schleimes erfolgen. Expectorantia werden bei Husten und Asthma
eingesetzt.

Fibrinolytika werden zur Auflösung von Blutgerinnseln benötigt, vor allem bei
Schlaganfällen und Herzinfarkten.

Geriatrika finden vor allem in der Altersmedizin Anwendung. Sie enthalten Vitamine,
Spurenelemente, Procain und pflanzliche Wirkstoffe und unterliegen nicht der ärztlichen
Verschreibungspflicht. Es handelt sich um Aufbau- und Stärkungsmittel und Präparate,
welche die Durchblutung fördern.

Gichtmittel werden gegen Gicht eingesetzt. Das ist ein Krankheitsbild, bei dem die
Harnsäurekonzentration im Blut erhöht ist. Harnsäure ist das Endprodukt des
Purinstoffwechsels. Sie ist schwer löslich und kristallisiert aus, wobei sich Nieren- und
Blasensteine bilden. Harnsäure kristallisiert auch in den Gelenken aus, die glassplitterartigen
Kristalle verursachen eine akute Entzündung, den Gichtanfall. Die Behandlung des
Gichtanfalls erfolgt mit Schmerzmitteln und Colchizin (aus der Herbstzeitlose). Die
entöse Behandlung der chronischen Gicht erfolgt mit Allopurinol.
Gynäkologika sind die Medikamente der Frauenheilkunde. Es gibt Hormonpräparate
(Antibabypille; bei Wechseljahresbeschwerden), Mutterkornalkaloide (bei Blutungen),
Wehenmittel (Oxytocin, Mutterkornalkaloide), Vaginalia zur Fluorbehandlung, Medikamente
gegen Wechseljahresbeschwerden sowie Antidysmenorrhoika bei Beschwerden während der
Regel.

Hepatica werden zur Behandlung von Krankheiten der Leber eingesetzt. Bei bestimmten
Lebererkrankungen werden zur Verbesserung der Leberfunktion Aminosäuren (Ornithin,
Leucin), Kohlenhydrate (Lactulos und B-Vitamine) gegeben. Auch Heilpflanzen
(Mariendistel, Schöllkraut und Artischocke) finden hier traditionell Anwendung. Zu einer
erfolgreichen Behandlung von Leberkrankheiten ist ein strikter Alkoholverzicht
Voraussetzung.

Herz-Kreislaufmittel umfassen Herzmittel (Kardiaka), gefäßverengende,
blutdrucksteigernde Mittel (Vasokonstriktanzien), gefäßerweiternde, blutdrucksenkende
Mittel (Vasodilatantien), Mittel gegen Bluthochdruck (Hypertonie) sowie gegen
Adernverkalkung (Antisklerotika).

Hämostyptika sind Blutstiller, die die Blutgerinnung begünstige, beispielsweise der
Blutstillstift aus Kalialaun und die Eisenchloridwatte. Aluminium- und Eisenionen wirken
eiweißfällend, darauf besteht hier die blutstillende Wirkung. Neben den genannten
Metallsalzen werden auch Gelatine, Pektin und Thrombin eingesetzt. Diese Stoffe greifen in
des Gerinnungssystem ein, indem sie den Gerinnungsfaktor Thrombokinase freisetzen.

Hypnotika sind Schlafmittel, wirken dämpfend auf das zentrale Nervensystem und erzeugen
bei entsprechender Dosierung einen schlafähnlichen Zustand. Als Schlafmittel werden
Aldehyde und Bromide verwendet. Man unterscheidet – je nach Wirkungsdauer und
Wirkungseintritt – Einschlafmittel (rascher Wirkungseintritt, Wirkungsdauer 1-2 Stunden),
Durchschlafmittel (langsamer Wirkungseintritt, Wirkungsdauer 6-8 Stunden), Dauerschlaf-
mittel (Wirkungseintritt nach 1-2 Stunden, Wirkungsdauer 8-10 Stunden). Vor einer
kritiklosen langzeitlichen Anwendung von Schlafmitteln ist zu warnen, da diese schwere
Gesundheitsstörungen verursachen. Bei Schlafstörungen sollte unbedingt die Ursache
ergründet werden, um dann möglichst nichtmedikamentöse Behandlungsmethoden
einzusetzen.

Immunmodulatoren verändern die immunologische Situation (unspezifische Abwehr) des
menschlichen Körpers durch Medikamente (z. B. Echinacin und Interferon) und auch andere
therapeutische Maßnahmen (z. B. Kneipp-Verfahren). Das Ziel ist eine verbesserte
allgemeine Abwehrlage („Abhärtung“). Bei einer aktiven Immunisierung (Tetanusimpfung)
bildet der Organismus Antikörper gegen den Tetanuserreger.

Immunsuppressiva unterdrücken die körpereigene Abwehr. Diese Medikamente sind
lebenslang erforderlich bei Patienten, bei denen ein Organ transplantiert wurde. Würde man
bei diesen Patienten auf derartige Medikamente verzichten, käme es in kürzester Zeit zu einer
Abstoßungsreaktion. Cortison wird als Immunsuppressivum eingesetzt.

Kardiaka dienen zur Behandlung von Herzkrankheiten und beeinflussen die Herztätigkeit.
Zu den Kardiaka gehören Herzglycoside und Mittel gegen Herzrhythmusstörungen (Anti-
arrhythmika). Herzwirksame Glycoside sind im Roten Fingerhut (Digitalis purpurea), im
Wolligen Fingerhut (Digitalis lanata), in der Meerzwiebel (Scilla maritima) und im
Maiglöckchen (Convallaria majalis) enthalten. Herzglycoside verändern das Schlagvolumen
und die Herzfrequenz.

Karminativa sind blähungstreibend Mittel. Es werden die Drogen Fenchel, Kamille,
Kümmel und Pfefferminze, in der Regel als Tee, eingesetzt. Die etherischen Öle wirken
krampflösend auf die glatte Muskulatur und entzündungshemmend.

Koronarmittel werden zur Behandlung der Angina pectoris (Brustenge) eingesetzt. Sie
wirken als gefäßerweiternd. Ein wichtiger Wirkstoff ist das Nitroglycerin. Bei einem akuten
Anfall wird Nitroglycerin in den Mund gesprüht. Die Aufnahme durch die Mundschleimhaut
ist vergleichbar mit einer intravenösen Injektion.

Laxantia sind Abführmittel. Bei einer ausgewogenen, ballaststoffreichen Ernährung mit
ausreichender Trinkmenge sind sie kaum erforderlich. Eine Anwendung auf Dauer kann zu
gesundheitlichen Problemen führen. Nach ihrem Wirkmechanismus unterscheidet man
Quellstoffe, Gleitmittel und salinische Mittel (konzentrierte Salzlösungen verhindern durch
Osmose eine Rückresorption).

Lipidsenker senken erhöhte Blutfettwerte, Risikofaktoren für Herz/Kreislauf-Erkrankungen.
Neben der schulmedizinischen Therapie ist eine Ernährungsumstellung für einen
Behandlungserfolg unumgänglich.

Lokalanaesthetika werden zur örtlichen Betäubung bei schmerzhaften Eingriffen und
Untersuchungen eingesetzt. Sie machen verkehrsuntauglich. Nach einer Anwendung sollte
mindestens 24 Stunden kein Fahrzeug gefahren werden.

Zu den Magen- und Darmmittel gehören Mittel gegen Magen- und Zwölffingerdarm-
erkrankungen, Brechmittel (Emetika), Mittel gegen Erbrechen (Antiemetika), Durchfallmittel
(Antidiarrhoika), Abführmittel (Laxanzia) sowie Mittel zur Anregung der Darmperistaltik.

Medikamente zur Behandlung von Magenkrankheiten orientieren sich an den Ursachen
der vielfältigen Erkrankungen des Magens. Ist die Salzsäurebildung im Magen ist zu gering,
spricht man von Hypoacidität. Deshalb kann das Pepsinogen nicht vollständig zum
wirksamen Pepsin umgewandelt werden, was eine gestörte Eiweißverdauung und eine
unvollständige Aufnahme von Eisen aus der Nahrung zur Folge hat. In diesen Fall wird
verdünnte Salzsäure und ggf. Pepsin (auch in Form von Pepsinwein) gegeben. Ist dagegen die
Salzsäureproduktion im Magen verstärkt, spricht man von Hyperacidität. Das Krankheitsbild
der Sodbrennens liegt vor. In diesem Fall werden säurebindende Medikamente (Antacida)
gegeben. Im einfachsten Falle kann man Bullrichsalz (Natriumhydrogencarbonat)
verabreichen; das gebildete Kohlendioxid führt zum Aufstoßen. Diese unangenehme Wirkung
haben Aluminiumhydroxi-silikate nicht. Eine moderne Therapieform sind die Protonen-
rezeptorenblocker. Bei Mangel an Verdauungsenzymen kann man Pepsin geben. Bittermittel
(Amara) dienen zur besseren Magensaftbildung und sind somit appetitanregend. Als
Bittermittel finden Drogenauszüge der Chinarinde (Cortex Chinae), der Enzianwurzel (Radix
Gentianae) oder des Wermuts (Herba Absinthii) Anwendung. Der Aperitiv vor den Essen
sowie der Magenbitter nach den Essen haben die gleiche Wirkung. Kräuterliköre sind
alkoholische Auszüge aus verschiedenen Heilkräutern, die verdauungsfördernd und blähungs-
treibend wirken. Der Alkohol- und Zuckergehalt darf nicht über die Wirkung der Heilkräuter
hinwegtäuschen.

Migränepräparate wirken gegen Migräne, eine Kopfschmerzerkrankung mit halbseitigen,
häufig wiederkehrenden Anfällen, oft begleitet von Übelkeit und Erbrechen. Migräne tritt bei
Frauen häufiger auf als bei Männern. Rotwein, Käse und Schokolade enthalten die
Aminosäure Tryptamin, die Migräne-Anfälle auslösen kann. Zur Behandlung der Migräne
werden pflanzliche Mittel (Pestwurz), Triptane, Mutterkornalkaloide (Ergotamin) sowie
Ibuprofen eingesetzt.

Muskelrelaxantien sind muskelerschlaffende Medikamente. Sie verhindern die Erregungs-
übertragung der Bewegungsnerven auf die Muskelzelle durch Blockierung der Überträger-
stellen (motorische Endplatten). Muskelrelaxantien werden zur Narkose benötigt. (Das Ziel
einer Vollnarkose ist die Ausschaltung des Bewusstseins und die Bewegungslosigkeit, ohne
dass dabei das Rückenmark gelähmt wird.)

Neuraltherapeutika dienen der Schmerzbehandlung. Unter der Neuraltherapie, einer
Methode der Komplementärmedizin, versteht man das Ausschalten von Störfeldern (Narben
und Herde) durch Injektionen von Lokalanaesthetika (Procain, Lidocain).

Neuropathiepräparate werden zur Behandlung der Polyneuropathie, eine Erkrankung der
peripheren Neurone, eingesetzt. Dieses Krankheitsbild ist gekennzeichnet durch starke
Schmerzen, aber auch Gefühllosigkeit. Die häufigsten Ursachen sind Alkohol und Diabetes.
Zur Behandlung werden α-Liponsäure und B-Vitamine eingesetzt.

Ophthalmika kommen bei Augenkrankheiten zum Einsatz, in der Augenheilkunde vor-
wiegend als Tropfen. Eine geöffnete Tropfflasche darf nur kurze Zeit (siehe Packungsbeilage)
verwendet werden, um durch Verunreinigung beim Gebrauch eine Infektion auszuschließen.
Dies ist vor allem bei Augentropfen ohne Konservierungsmittel wichtig. Manche Augen-
tropfen gibt es auch als Eindosenbehälter. Es werden Antibiotika zur Behandlung bakterieller
Infektionen, Corticoide zur Unterdrückung von Augenentzündungen, Mittel zur Pupillen-
erweiterung (Mydriatika) und zur Ruhigstellung des Auges bei Entzündungen (Atropin),
Mittel zur Pupillenverengung (Miotika) zur Senkung des Augeninnendruckes (Glaukom-
behandlung), Adstrigentia (zusammenziehende Mittel) zur Behandlung der chronischen
Bindehautentzündung (Konjunktivitis) eingesetzt.

Osteoporosemittel werden zur Behandlung des Knochenschwundes eingesetzt. Besonders zu
beachten ist, dass nach den Wechseljahren die Entkalkung der Knochen fortschreitet. Dadurch
werden diese spröder und es besteht erhöhte Gefahr von Knochenbrüchen bei Stürzen. Das
Ziel der Osteoporosebehandlung besteht darin, den Knochenaufbau zu fördern und den
Knochenabbau zu hemmen. Zur Behandlung der Osteoporose werden Calcium, Calcitonin,
Fluoride, Östrogene und Biphosphonate eingesetzt.

Otologika werden zur Behandlung von Ohrenkrankheiten eingesetzt, meistens in Tropfen-
Form. Sie enthalten wasserfreies Glycerin als Trägersubstanz und senken den Innendruck in
der Paukenhöhle, wirken schmerzlindernd und entquellend auf das Trommelfell.
Ohrentropfen enthalten Antibiotika bei bakteriellen Infektionen, Analgetika zur
Schmerzbekämpfung und Glucocorticoide.

Parasympathikolytika hemmen die Erregungsübertragung an den parasympatischen
Nervenenden, indem sie die Wirkung des Acetylcholins, einem Überträgerstoff für nervale
Informationen (Transmitter), an der postsynaptischen Membran aufheben.

Parasympatikomimetika haben an den Erfolgsorganen eine ähnliche Wirkung wie ein
Parasympatikusreiz. Unter einem Mimeticum versteht man einen „Nachahmer“. Ein stark
wirksames Parasympatikometikum ist das Acetylcholin. Dieses wirkt gefäßerweiternd, senkt
den Blutdruck und vermindert die Herzfrequenz. Durch das Enzym Cholinesterase wird
Acetylcholin in Cholin und Essigsäure gespalten. Phosphorsäureester (Organophosphate), welche zur Schädlingsbekämpfung verwendet werden (Wofatox, Bi 58, E 605), blockieren die Cholinesterase und wirken als Parasympatikolytika. Dadurch wird Cholin angehäuft. Die Symptome einer Vergiftung sind zunächst vermehrter Speichel- und Tränenfluss, Muskelzuckungen Atemnot, Krämpfe. Zur Behandlung werden Atropin als Gegengift und Cholinesteraseaktivatoren eingesetzt.
Parkinsonmittel dienen zur Behandlung der Schüttellähmung. Diese Krankheit tritt meist bei
älteren Menschen auf und ist durch Symptome wie gebeugte Haltung, maskenhaftes Gesicht,
starre Mimik, Bewegungsarmut oder schlurfender Gang charakterisiert. Das Gleichgewicht
zwischen Dopamin (zu wenig) und Acetylcholin (zu viel) ist gestört. Parkinson ist ein
chronisches Krankheitsbild. Die schulmedizinische Therapie besteht darin, das Gleichgewicht
auf die Seite des Dopamins zu verschieben.

Psychopharmaka werden zur Behandlung seelischer Krankheiten eingesetzt. Sie werden ein-
geteilt in Psycholeptika (wirken beruhigend, dämpfend und schlaffördernd), Psychoanaleptika
(wirken stimulierend auf das zentrale Nervensystem und antidepressiv), Psychodysleptika
(verändern die psychischen Funktionen völlig und können experimentelle Psychosen
erzeugen und sind gefährliche Rauschgifte). Eine andere Einteilung ist ebenfalls gebräuchlich
in Psycholeptika (Tranqiuilizer, Neuroleptika), Psychoanaleptika (Thymoleptika,
Psychotonika).

Neuroleptika beeinflussen seelisch übersteigerte und anormale Reaktionen. Sie wirken
dämpfend, aber schalten das Bewusstsein nicht aus. Sie werden bei Geisteskrankheiten
(Psychosen) verschiedener Ursache eingesetzt.

Tranquilizer, auch Ataraktika genannt, unterscheiden sich von den Neuroleptika insofern,
dass die antipsychotische Wirkung fehlt. Beim psychisch gesunden Menschen wirken sie
angstlösend und furchtbeseitigend. Vorwiegend werden sie zur Ausschaltung nervöser
Störungen eingesetzt und können einen Zustand der Ausgeglichenheit erzeugen. Wichtige
Vertreter sind die Benzodiazepine (Faustan, Valium). Vor einer unkontrollierten Anwendung
ist dringend zu warnen, da sie zu Abhängigkeit führen können.

Thymoleptika wirken stimulativ, antidepressiv, depressions- und hemmungslösend sowie
antriebssteigernd. Die Wirkung tritt erst nach einer Zeit ein.

Psychotonika wirken stimulierend, verdrängen Ermüdungserscheinungen und sind in
physischer und psychischer Hinsicht leistungssteigernd. In diesem Zusammenhang soll nicht
unerwähnt bleiben, dass derartige Präparate missbräuchlich zur „Behandlung“ politischer
Gefangener in speziellen Zuchthäusern verwendet wurden.

Rhinologika werden zur Behandlung von Krankheiten der Nase und der Nasennebenhöhlen
eingesetzt, meistens in Form von Nasentropfen und -salben. Häufige Erkrankungen sind
Schnupfen, welcher infektiös oder allergisch bedingt sein kann, Schleimhauterkrankungen der
Nase und die Entzündung der Nasennebenhöhlen (Sinusitis). Eingesetzt werden
Sympatikomimetika als Abschwellungsmittel (Adrenalin, Ephedrin), Etherische Öle
(Menthol, Campher, Eucalyptusöl, Myrrhe; sie wirken desinfizierend, entzündungshemmend
und reizlindernd, werden aber nicht von jedem vertragen), Antibiotika bei bakteriellen
Erkrankungen sowie Antihistaminika bei allergisch bedingten Schnupfen.

Roborantia sind Stärkungsmittel, die die körperliche und seelische Situation verbessern. Die
Präparate sind im allgemeinen nicht verschreibungspflichtig, z. B. Ginseng (verbessert die
Gehirndurchblutung), Eleutherococcus (zur unspezifischen Steigerung der körpereigenen
Abwehr) oder Gelee royale.

Schilddrüsentherapeutika werden bei Erkrankungen der Schilddrüse benötigt. Die
Produktion von Schilddrüsenhormonen wird durch das Hypophysenvorderlappenhormon
Thyreotropin gesteuert. Es kann eine Über- oder Unterfunktion der Hormonproduktion
vorhanden sein. Die Schilddrüsenüberfunktion (Morbud Basedow) ist durch folgende
Symptome charakterisiert: hervorstehende „Glotzaugen“, vergrößerte Schilddrüse (Struma),
erhöhte Pulszahl (Tachycardie). Zur Behandlung werden Hemmstoffe (Antihyperthyreotika)
eingesetzt. Das Krankheitsbild der Schilddüsenunterfunktion wird Myxödem genannt. Es
beginnt schleichend mit Müdigkeit und Antriebslosigkeit. In voller Ausprägung des
Krankheitsbildes ist die Haut kühl und trocken, das Haar struppig , die Stimme rau und heiser.
Die Diagnose wird durch die Bestimmung der Schilddrüsenhormone im Blut gestellt. Die
Behandlung erfolgt mit Schilddrüsenhormonen.

Sedativa sind als Beruhigungsmittel wirkende Heilkräuter (Baldrian, Melisse, Hopfen), die in
der Volksheilkunde verwendet werden. Sie haben auch bei längerem Gebrauch kaum
Nebenwirkungen, jedoch sollten die Beschwerden abgeklärt werden.

Sekretolytika schleimlösend und werden vorwiegend bei Krankheiten der Atemwege
eingesetzt.

Sinusitismittel werden zur Behandlung von akuten und chronischen Entzündungen der
Nasennebenhöhlen eingesetzt. Die Behandlung erfolgt mit auswurffördernden Mitteln und
etherischen Ölen, die auch antibakteriell wirken (Myrrhe).

Spasmolytika lösen Krämpfe. Sie führen zur Erschlaffung, Entspannung oder Lähmung
glattmuskulärer Organe. Sie lösen Krämpfe des Magen-Darmtraktes, der Gallenblase, der
Harnwege und der Gebärmutter. Ihre Wirkung kann über periphere Nervenbahnen erfolgen
(neurotrope Spasmolytika) oder direkt über die Muskelzelle (muskulotrope Spasmolytika).

Stomachika kommen bei Magenerkrankungen (siehe dort) zum Einsatz.

Stomatologica werden zur Behandlung von Krankheiten der Mundhöhle eingesetzt;
etherische Öle (Kamille, Eukalyptus, Fenchel; entzündungshemmend), örtliche
Betäubungsmittel bei schmerzhaften Eingriffen, Chemotherapeutika (Hydroxichinolin) bei
Entzündungen, zusammenziehende Mittel (Adstrigentia; Aluminiumchlorid, Gerbstoffe als
Gurgelmittel), Wasserstoffperoxid als Gurgelmittel bei Halsentzündungen.

Thrombocytenaggregationshemmer verhindern das Zusammenballen der Blutplättchen,
dem ersten Vorgang der Blutgerinnung. In der Folge verschmelzen die Zellmembranen und es
werden Gerinnungsfaktoren freigesetzt. In Gegenwart von Calciumionen findet die Gerinnung
statt. Diese Medikamente verhindern die Zusammenballung der Blutplättchen in den Arterien.
Dadurch soll die Bildung von Gerinnseln (Thromben) verhindert werden, die zu einem
Gefäßverschluss führen können. Dadurch wird die Blutversorgung abgeschnitten, ein nicht
durchblutetes Gewebe stirbt ab. Die Medikamente werden nach Herzinfarkten, Schlaganfällen
und Bypass-Operationen gegeben. Sehr häufig wird Acetylsalicylsäure eingesetzt. Eine
Nebenwirkung sind Magenbeschwerden. Dies ist nicht der Fall, wenn spezielle Präparate
verwendet werden, bei denen der Wirkstoff erst im Darm freigesetzt wird.

Thymoleptika; siehe Psychopharmaka.

Tokolytika werden in der Geburtshilfe eingesetzt, um die Wehen zu hemmen. Dies ist
erforderlich bei anhaltender Wehentätigkeit in der zweiten Schwangerschaftshälfte, bei
operativen Eingriffen am schwangeren Uterus, bei drohender Frühgeburt und bei Gefahren für
Mutter und Kind durch die Wehentätigkeit. Die Wirkung dieser Medikamente beruht auf
einer direkten Stimulation der β2-Rezeptoren der Gebärmutter. Deren glatte Muskulatur erschlafft; dies wiederum bewirkt die Wehenhemmung.
Tonika sind stärkende (Aufbau)Mittel. Oft handelt es sich um gut schmeckende
Kräuterauszüge mit Likörwein. Diese Gesundheitspflegemittel müssen maßvoll eingenommen
werden, da ein hoher Alkohol- und Zuckergehalt andere positive Wirkungen sonst zunichte
macht.

Tranquilizer besitzen eine sehr starke beruhigende, angstlösende, schlaffördernde und
muskelentspannende Wirkung. Sie werden leider viel zu häufig als sinnvoll eingesetzt, denn
es besteht ein nicht zu unterschätzendes Suchtpotential. Bei Langzeiteinnahme stellen sich
Persönlichkeitsveränderungen ein (Gleichgültigkeit, Antriebsverlust). So wertvoll sie in der
Psychiatrie zur Behandlung akuter seelischer Probleme sind, so gefährlich sind sie in der
unkritischen Anwendung. Die wichtigste Nebenwirkung ist die Müdigkeit. Deshalb ist es
unverantwortlich, nach Einnahme derartiger Medikamente ein Fahrzeug zu führen. Beim
plötzlichen Absetzen kommt es zu Entzugsyndromen wie Unruhe, Zittern, Angstzuständen
und Alpträumen. Handelsnamen: Faustan bzw. Valium.

Tuberkulosemittel werden zur Behandlung der Tuberkulose eingesetzt. Unter „Schwind-
sucht“ versteht man eine weltweit verbreitete bakterielle Infektionskrankheit mit chronischem
Verlauf. Sie ist meist in den Atmungsorganen (Lunge) lokalisiert. Durch eine Röntgen-
untersuchung der Lunge kann eine Lungentuberkulose diagnostiziert werden. Die Behandlung
ist langwierig; es müssen über einen längeren Zeitraum Medikamente (Antibiotika, z. B.
Rifampicin, Chemotherapeutica, z. B. Isonicotinsäureamid, p-Aminosalicylsäure, Etambutol)
mit starken Nebenwirkungen genommen werden, da die Erreger sehr resistent sind.

Umstimmungsmittel: siehe Immunmodulatoren.

Urologika werden zur Behandlung von Erkrankungen der ableitenden Harnwege (Harnleiter,
Harnblase) eingesetzt. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr (täglich 2 l trinken) ist
Voraussetzung für eine ordnungsgemäße Nierenfunktion. Zur Behandlung werden
Harnweginfektionstherapeutika (Antibiotika, Nieren- und Blasentee), Mittel gegen gutartige altersbedingte Vorsteherdrüsenvergrößerung (Kürbis, Sägepalme), Mittel zur Auflösung von Harnsteinen sowie Mittel zur Verbesserung der Harnausscheidung eingesetzt.
Vasodilatantien stellen die Gefäße weit. Sie werden zur Behandlung des hohen Blutdrucks
(siehe Antihypertensiva) eingesetzt.

Vasokonstrigentien stellen die Gefäße eng. Sie werden zur Behandlung des niedrigen
Blutdrucks (siehe Antihypotinika) eingesetzt.

Venentherapeutika sollen die Venenfunktion verbessern. Ihr Einsatz ist eine Domäne der
Naturheilkunde. Durch Gewebsschwäche und Entzündungsreaktionen kann es zu
Krampfadern (Varizen), offene Beingeschwüre (Ulcus cruris) und Hämorrhoiden kommen.
Zur Behandlung von Venenerkrankungen werden innerlich und lokal
Rosskastaniensamenextrakt (gefäß-abdichtend, kapillarfestigend, schmerzstillend,
Verminderung der Zähflüssigkeit des Blutes), Hamamelis (fördert Blutfluss und erhöht die
Gefäßspannung), Calciumsalze (gefäßabdichtend) sowie Steinklee (wirkt gegen
Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe und verbessert venösen Rückfluss) verwendet.

Virostatika werden zur Behandlung von viralen Infektionen verordnet. Gegen diese sind
Antibiotika wirkungslos. Virostatika blockieren virusspezifische Enzyme. Sie haben Neben-
wirkungen. Auch Melisse wirkt antiviral. Es gibt eine Salbe (Lomaherpan), die in Apotheken
frei verkäuflich ist und gegen Lippenherpes eingesetzt werden kann.

Zytostatika spielen bei der Vernichtung von Tumorzellen im Rahmen der Krebsbehandlung
eine große Rolle. Vom Wirkprinzip her werden alkylierende Verbindungen (Cisplatin,
Nitrosoverbindungen), Antimetabolite (Folsäureantagonisten, Pyrimidinanaloga (Fluoruracil),
Purinanaloga (Mercaptapurin), Mitosehemmmstoffe, Antibiotika, welche die RNA-
Polymerase hemmen (Doxorubicin) sowie Enzyme (L-Asparaginase) unterschieden. Diese
Medikamente werden zur Behandlung von Carcinomen, Leucosen und anderer bösartiger
Krankheiten eingesetzt. Die Chemotherapie erfolgt mit Infusionen in entsprechenden
Kliniken und Zentren. Die (massiven) Nebenwirkungen müssen in Kauf genommen werden,
um das Leben des Patienten zu retten.
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Die „Rote Liste“
Die „Rote Liste“tlich gültige Nachschlagewerk über die zugelassenen und verfügbaren Arzneimittel für Fachkreise. Unter Fachkreisen versteht man alle im Gesundheitswesen tätigen Berufe, die mit Arzneimitteln umgehen. Dazu zählt man Ärzte (Humanmediziner, Zahnärzte, Tierärzte), Apotheker und Heilpraktiker. Sie wird jährlich neu herausgegeben. Jedes zugelassene Medikament ist in eine der 86 Hauptgruppen (von Abmagerungsmittel bis Zytostatikum) eingeordnet und mit einer Kennziffer registriert, welche mit der Hauptgruppennummer beginnt. Zunächst können der „Roten Liste“ folgende Informationen über ein Medikament entnommen werden? • Arzneiform (Tropfen, Tablette, Ampulle etc) • Abgabestatus (apothekenpflichtig, verschreibungspflichtig, Betäubungsmittel etc) • Zusammensetzung • Anwendung • Gegenanzeigen (Wo darf das Mittel nicht angewendet werden?) • Einsatz in Schwangerschaft und Stillzeit • Nebenwirkungen • Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten • Angaben zur Toxizität • Dosierung • Packungsgrößen und Preise
1 Rote Liste 2002 – Arzneimittelverzeichnis für Deutschland. – Editio Cantor Verlag für Medizin und
Naturwissenschaften, Aulendorf, 2002.
2 Obwohl sie für Fachkreise geschrieben ist, sollte die „Rote Lise“ im Gymnasium nicht fehlen. Denn sie ist das
Nachschlagewerk für Arzneimittel, und kann und sollte deshalb beim Oberstufenthema „Arzneimittel“ genutzt
werden. Da sie jährlich aktualisiert wird, ist eine kostenlose Beschaffung der vergangenen Ausgabe aus einer
Arztpraxis oder Apotheke kein Problem. Für den Unterricht benötigt man nicht unbedingt die neuste, gültige
Liste.
• Arzneimittel und Verkehr • Arzneimittel und Alkohol • Adressen der Arzneimittelhersteller • im Anhang: Verzeichnis der Gegenmittel bei Vergiftungen Adressen für Informationszentren bei Vergiftungen Notfalldepots für Sera und Plasmaderivate Betäubungsmittelverschreibung Arzneimittel und Doping Stufenplanbeteiligte (Gesundheitsministerien und -behörden des Bundes und der Länder, Arzneimittelkommissionen der Fachkreise) Zuzahlungsregelungen in der Gesetzlichen Krankenkasse Ist der Name des Fertigarzneimittels bekannt, kann man aus dem alphabetischen Verzeichnis die Kennziffer entnommen werden, unter der das gesuchte Mittel zu finden ist. Ist die Indikationsgruppe oder Stoffgruppe bekannt (Antibiotika oder Glucocorticoid), kann das Präparat über das Hauptgruppenverzeichnis oder Stichwortverzeichnis gefunden werden. Auch über das Herstellerverzeichnis kann man Präparate mit Kennziffer finden. Ist die chemische Kurzbezeichnung bzw. der WHO-Name bekannt, findet man auch die zugelassenen Arzneimittel darunter. Die exakte chemische Bezeichnung des Wirkstoffes wird hier angegeben. Ist die Kennziffer des Präparates ermittelt, kann man darunter die gewünschte Informationen finden.

Source: http://www2.h-da.de/cub/fileadmin/wiskamp/downloads/onlineergaenzung1.pdf

Maniement du médicament chez :

Conseil Scientifique Coordinateurs Yvon Berland, Gilbert Deray, Maurice Laville Philippe Brunet, Jean-Pierre Fauvel, Vincent Launay-Vacher M a n i e m e n t d u F l u c o n a z o l e c h e z l e p a t i e n t i n s u f f i s a n t r é n a l Quatre-vingts pour cent de la dose de fluconazole administrée est séance de dialyse, trois fois par semaine, après une dose de retrouvé

Zyprexa, olanzapine, avis de transparence

ZYPREXA 10 mg, poudre pour solution injectable (Boîtes de 1 et 10 flacons) Laboratoires LILLY France S.A. olanzapine Liste I Date de l’AMM : 2 juillet 2001 Motif de la demande : inscription Collectivités I - CARACTERISTIQUES DU MEDICAMENT SELON LA COMMISSION DE TRANSPARENCE A PARTIR DE L'AUTORISATION DE MISE SUR LE MARCHE Principe actif Olanzapine Originalité

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