Audretsch - universitäten und regionales wirtschaftswachstum

Max-Planck-Institut
Ökonomik
Universitäten und regionales Wirtschaftswachstum
Group Entrepreneurship, Growth and Public Policy Universitäten und regionales Wirtschaftswachstum
Eine stille und praktisch unbemerkte Veränderung hat die Wirtschaftspolitik ergriffen. Wäh- rend sich die Sicherung von Wirtschaftswachstum und die Schaffung von Arbeitsplätzen bis- her auf fiskalische und monetäre Stimulierung sowie auf Großunternehmen konzentrierte, tritt jetzt zunehmend der Fokus auf kleinere Unternehmen und auf Existenzgründungen (Entrepre- neurship) in den Vordergrund. Was in der Nachkriegszeit als Anathema der Wirtschaftspolitik galt – kleine und junge Unternehmen – erlangt zunehmend den Charakter eines Wachstums- motors und einer „Jobmaschine“, auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene. Es bedurfte allerdings erst eines Jahrzehnts, in dessen Verlauf Europa die schlechteste Wirt- schaftsperformance seit dem zweiten Weltkrieg gezeigt hat und von einer anhaltenden Mas- senarbeitslosigkeit quer durch die EU-Staaten gelähmt wurde, um der Politik einen Anstoß nach neuen Gestaltungsansätzen zu geben. Auf europäischer Ebene hat vor allem die „Lissa- bon Strategie“ des Jahres 2000 für Bewegung gesorgt. Sie gab das visionäre Ziel vor, die Eu- ropäische Union solle bis 2020 der Entrepreneurship-Leader in der Welt werden, um so Wirt- schaftswachstum und einen hohen Lebensstandard in Europa sicherzustellen. Unterdessen hat sich die Wirtschaftspolitik der meisten industrialisierten Staaten dieses Themas angenommen und sich der Entrepreneurship-Politik in der Absicht zugewandt, dem verbreitet zu beobach- tenden Arbeitsplatzabbau durch Outsourcing und Globalisierung entgegenwirken zu können. Kapitalorientierte Wirtschaftspolitik - Kein Raum für kleine und junge Unternehmen
Man mag diesen verspäteten Paradigmenwechsel der Wirtschaftspolitik bedauern oder auch kritisieren. Zur Rechtfertigung der Politik muß man sagen, dass sie sich in ihrer ursprüngli- chen Konzentration auf die Instrumente der Fiskal- und Geldpolitik sowie die Skaleneffekte, von denen Großunternehmen profitieren können, durchaus im Einklang mit der vorherrschen- den Meinung in den Wirtschaftswissenschaften befand. Nicht von ungefähr wurde Robert Solow 1987 der Nobelpreis für sein in der Nachkriegszeit verfasstes Wachstumsmodell ver- liehen. Dieses Modell basiert auf zwei Produktionsfaktoren, Produktionskapital und Arbeit. Durch die Wachstumsrate dieser beiden Faktoren wird die gesamtwirtschaftliche Wachstums- rate bestimmt. Wenn die Wachstumspolitik dieser Ära sich auch nicht unmittelbar auf das theoretische Wachstumsmodell berief, so ging sie dennoch davon aus, dass Investitionen in Produktionskapital der Schlüssel zu Wirtschaftswachstum und zur Steigerung der Arbeitspro- duktivität sind. Der Fokus der ökonomischen Fachliteratur und des politischen Diskurses die- ser Ära lag darauf, welche Instrumente am besten geeignet waren, Investitionen in Produkti- onskapital zu generieren: Fiskal- oder Geldpolitik, also beispielsweise Abschreibungsraten vs. Zinssätze. Zwar führte diese Debatte nie zu einem befriedigenden Ergebnis, doch zeigt ihre Beständigkeit die tiefe Verwurzelung der Ansicht, dass es primär Investitionen in Produkti- onskapital sind, die die Grundlage von Wirtschaftswachstum bilden. Diese kapitalzentrierte Wachstumspolitik ist bis heute zentraler Bestandteil des makroökono- mischen Gedankengebäudes. Jedoch hatte diese Kapitalzentriertheit auch Auswirkungen auf der mikroökonomischen Ebene, also auf der Ebene der Firma, der Branche oder des Marktes. Sowohl theoretische Argumente als auch empirische Untersuchungen deuteten darauf hin, dass eine Wirtschaftsstruktur, die die Produktionsfaktoren effizient einzusetzen vermag, nicht notwendigerweise den Anforderungen an Wettbewerbspolitik zu genügen vermag. Gerade der Einsatz des Produktionsfaktors Kapital hat das Potenzial Skalenerträge zu realisieren, und damit kann Produktionskapital vor allem in großen Firmen effizient eingesetzt werden. Eine kapitalorientierte Produktionsstruktur weist also eine inhärente Tendenz in Richtung Markt- konzentration auf. In diesem Sinne argumentierten namhafte Vertreter der Wirtschaftswissen- schaften wie etwa Joseph Schumpeter (1942), John Kenneth Galbraith (1962) oder Alfred Chandler (1977). Sie konnten so eine Generation von Politikern davon überzeugen, dass Effi- zienz und Wachstumspolitik nur durch große Unternehmen zu erreichen sei und dass kleine Firmen auf Grund ihrer Ineffizienz an Bedeutung verlieren würden. Die wirtschaftspolitische Konzentration auf Kapital als treibende Kraft des Wirtschaftswachs- tums in der Nachkriegszeit führte allerdings auch zu Bedenken hinsichtlich der Organisation der Besitzverhältnisse dieses Kapitals. Insbesondere das damals entstehende Feld der Indust- rieökonomik untersuchte, inwieweit die Wirtschaftsstruktur, also die Organisation des Pro- duktionskapitals, die Wirtschaftsleistung beeinflussen kann. Forschungen auf diesem Gebiet konnten aufzeigen, dass das Produktionskapital zwar in vielen, jedoch nicht in allen Branchen zu einer Konzentration des Produktionsgeschehens, also zu oligopolistischen Marktstrukturen Gleichzeitig wurden Arbeiten verfasst, die versuchten, den Zielkonflikt zwischen wirtschaftli- cher Effizienz auf der einen Seite und politischer und wirtschaftlicher Dezentralisierung auf der anderen Seite herauszuarbeiten. Große Firmen wurden nicht nur als effizientere Produkti- onseinheiten, sondern auch als Motor des Innovationsgeschehens betrachtet. Ironischerweise basierten die entsprechenden Analysen von Oligopolstrukturen stets auf statischen Methoden. Der Fokus lag auf den Implikationen der bestehenden Wirtschaftsstruktur und nicht darauf, wie es zu dieser Wirtschaftsstruktur kam und wohin sie sich entwickeln wird. Der zum Klas- siker gewordene Beitrag von Oliver Williamson (1968) über „Economics as an Antitrust De- fense: The Welfare Tradeoffs“ schien endgültig die Annahme zu belegen, dass Gewinne in der Produktionseffizienz nur durch Zunahme der Konzentration auf der Produktionsseite er- zielbar wären. Der Wettbewerb hingegen, und damit implizit die Demokratie, durch dezentra- le Politiken gewährleistet werden sollte. In diesem statischen Modell war freilich nicht vorge- sehen, beide Ziele gleichzeitig zu erreichen. Der unternehmensorientierten Wirtschaftspolitik jener Zeit ging es darum, Lösungen zu fin- den, die den Konflikt zwischen Skalenerträgen und Effizienz einerseits und Dezentralisierung und Ineffizienz andererseits beseitigen könnten. Die Schlüsselfrage der Wirtschaftspolitik dieser Zeit lautete: „Wie kann die Gesellschaft von den Erträgen von Großunternehmen profi- tieren und dabei die Kosten durch die Konzentration von Wirtschaftsmacht vermeiden?“ Die drei wichtigsten Politikbereiche, die eingesetzt wurden um diesen Konflikt zu lösen, waren die Kartell- oder Wettbewerbspolitik, die Regulierungspolitik und das staatliche Eigentum an Unternehmen. Dabei wurden diese drei Politiken in verschiedenen Staaten durchaus in unter- schiedlicher Stärke angewandt. Frankreich und Schweden legten besonderes Schwergewicht auf das staatliche Eigentum von Unternehmen. In den Niederlanden und in Deutschland hin- gegen dominierte die Regulierungspolitik, während die USA das Gewicht vor allem auf die Wettbewerbspolitik legten. Zwar schienen aus damaliger Sicht große Unterschiede zwischen diesen drei Politiken zu bestehen, aus heutiger Sicht jedoch wirken sie wie verschiedene Er- scheinungsformen einer gleichen Politik mit dem Ziel, die Macht großer Unternehmen zu begrenzen, ohne dabei freilich die Förderung kleiner und junger Unternehmen als Denkmög- Natürlich verfolgte jedes Land seine ganz eigene Kombination dieser Politikinstrumente und jedes Land agierte vor einem anderen Hintergrund. So stellte das deutsche Wirtschaftsmodell einen einzigartigen Ansatz dar, die wirtschaftliche Effizienz der Massenproduktion mit politi- scher Absicherung auszugleichen, um so den Missbrauch dieser Macht zu vermeiden. Das wirtschaftliche Modell der sozialen Marktwirtschaft als Herzstück des deutschen „Wirt- schaftswunders“ und der allgemeine Wohlstand der Nachkriegsperiode basieren auf dem Prinzip des Konsenses. Dieser Konsens besteht aus drei grundsätzlichen Akteuren – den Ar- beitgeberverbänden, den Gewerkschaften und der Regierung. Durch ein breites Spektrum von Institutionen (Betriebsräte, Manteltarifverträge, duale Ausbildung etc.), haben diese Akteure die Basis für beispiellosen Erfolg bei der Zahlung von hohen Löhnen und der Erzielung von hohen Beschäftigungszahlen geschaffen. Gemäß dieses Konsenses erfüllten die Produktiv- kräfte ihre Verpflichtung im sozialen Vertrag, indem sie hoch qualifizierte und disziplinierte Arbeiter zur Verfügung stellten. Die Arbeitgeberverbände als Interessenvertretung der füh- renden deutschen Industrieunternehmen stellten ihrerseits stabile und gut bezahlte Arbeits- plätze zur Verfügung, einschließlich einer großen Anzahl an sozialen Dienstleistungen. Durch den von der Regierung geförderten Konsens und die Zusammenarbeit von Produktion und Industrie waren Industriezweige wie die Automobilindustrie und die Metallverarbeitung in Deutschland wettbewerbsfähiger als in anderen Ländern. Die Aufgabe der führenden politi- schen Parteien war es, die Früchte dieses beneidenswerten produktiven Konsenses auf Arbeit- nehmer und Arbeitgeber angemessen zu verteilen. Der politische Schwerpunkt auf der Massenproduktion als Motor des Wirtschaftswachstums war auch auf europäischer Ebene weit verbreitet. Als Vertreter eines neuen Ansatzes der öf- fentlichen Politik, der Wachstum und internationale Wettbewerbsfähigkeit auf europäischem Niveau fördern wollte, warnte der französische Journalist Jean-Jacques Servan-Schreiber in einem Bestseller vor der „Amerikanischen Herausforderung” in Form der „Dynamik, Organi- sation, Innovation und Kühnheit, die die riesigen amerikanischen Unternehmen charakteri- sieren“ (1968, S. 153). Da riesige Unternehmen als Motor für Wachstum und Innovation be- trachtet wurden, befürwortete auch Servan-Schreiber die “Schaffung von großen Industrieein- heiten, die sowohl bezüglich der Größe als auch des Managements in der Lage sind, mit den amerikanischen Unternehmen zu konkurrieren.” (1968, p. 159). Servan-Schreiber zufolge (1968, p. 159) bestand „das eigentliche Problem einer Industriepolitik in Europa“ zu jener Zeit „darin, 50 bis 100 Firmen auszuwählen, die, sobald sie groß genug waren, höchstwahr- scheinlich die weltweite Führung bei modernen Technologien auf ihrem Gebiet übernehmen würden. Momentan lassen wir die Industrie allmählich durch die größere Macht amerikani- scher Unternehmen zerstören.” Noch 1988 wurden auf Basis dieses Ansatzes im so genannten „Cecchini-Bericht“ an die Europäische Kommission die Vorteile der europäischen Integration und des Binnenmarktes hauptsächlich in den dadurch erzielbaren Skalenerträgen gesehen. Während im weiteren Verlauf eine Debatte darüber entbrannte, welcher Ansatz die Vorteile der Massenproduktion am besten zur Geltung brachte und gleichzeitig die Marktmacht der großen Unternehmen einschränkte, wurde wesentlich weniger über die öffentliche Politik ge- genüber kleinen Unternehmen und Entrepreneurship debattiert. Hierbei ging es lediglich dar- um, ob die Politik zulassen darf, dass kleine Unternehmen als Ergebnis ihrer Ineffektivität schließen mussten oder ob sie einschreiten sollte, um kleine Unternehmen zu erhalten. Jedoch waren die Stimmen sehr selten, die kleine Unternehmen aus sozialen und politischen Erwä- gungen für erhaltungswürdig hielten oder sie sogar als wesentlich verantwortlich für das Wachstum, die Förderung von Beschäftigung und Wettbewerb erachteten. Vielmehr wurden in der Nachkriegszeit kleine Firmen und Entrepreneurships für einen Luxus gehalten, der viel- leicht im Westen gebraucht wurde, um eine Dezentralisierung der Entscheidungsfindung si- cherzustellen, die aber nur auf Kosten der Effizienz zu halten war. Auch die Ergebnisse empi- rischer Untersuchungen deuteten sowohl in Europa als auch in Nordamerika auf eine klare Entwicklung in Richtung einer verminderten Rolle kleiner Unternehmen während der Nach- Kurz gesagt: Die auf kleine Unternehmen gerichtete Wirtschaftspolitik reflektierte damals im Allgemeinen die Überzeugung vieler Ökonomen und anderer Gelehrter, dass Kleinunterneh- men ein Hindernis bezüglich der wirtschaftlichen Effektivität und des Wachstums darstellten. Sie brächten lediglich Jobs mit geringeren Qualifikationsanforderungen hervor und würden daher immer unbedeutender für die Wirtschaft, wenn sie nicht gar auf lange Sicht vom Aus- sterben bedroht wären. Einige Länder, wie die ehemalige Sowjetunion, aber auch Schweden und Frankreich, setzten diese Auffassung in eine Praxis um, die kleine Unternehmen allmäh- lich verschwinden ließ, damit aber eben auch geringere wirtschaftliche Aktivität hervorbrach- Dagegen zeigte sich in den Vereinigten Staaten – ungeachtet des auch dort unübersehbaren Trends zu Großunternehmen – zugleich eine politische und soziale Wertung von kleinen Un- ternehmen, die ihre Wurzeln im Selbstverständnis der USA findet. Zwar stimmten sogar Ver- fechter des Kleinunternehmertums der Ansicht zu, dass kleine Firmen weniger effizient arbei- teten als große. Sie waren jedoch bereit, auf Effizienz zu verzichten, da für sie der Beitrag der kleinen Firmen auf moralischer und politischer Ebene im Vordergrund stand. Die Politik zu- gunsten kleiner Unternehmen war also eine primär erhaltende. Beispielsweise können schon die Vorschriften des Robinson-Patnam Act von 1936 zu Fragen der Preisdiskriminierung und Kartellbildung als ein Bestreben interpretiert werden, die kleinen Unternehmen, wie etwa un- abhängige Einzelhändler, selbst um den Preis von Effizienzverlusten und eingeschränktem Wettbewerb davor zu schützen, im offenen Konkurrenzkampf aufgrund größenbedingter Inef- Dieser Politikansatz war auch für den U.S. Small Business Act von 1953 verantwortlich, mit dem der amerikanische Kongress die Small Business Administration mit dem expliziten Auf- trag versah „den Interessen und Belangen kleiner Unternehmen zu helfen, sie zu beraten, zu unterstützen und zu schützen.”2 Der Small Business Act war ein eindeutiger Versuch des Kongresses, den anhaltenden Schwund an kleinen Unternehmen zu stoppen und ihre Rolle in der amerikanischen Wirtschaft aufrecht zu erhalten. Wissensorientierte Wirtschaft: Wachstumsziele werden verfehlt
Während physisches Produktionskapital über Jahrzehnte das Kernstück einer Wirtschaftspoli- tik im Sinne der neoklassischen Wachstumstheorie war, wurde seine überragende Rolle im Zeichen des Umbruchs von der Industrie- zur Informations- und Wissensgesellschaft seit den 1980er Jahren [Romer, 1986] schrittweise durch das „Wissenskapital“ übernommen. Doch auch unter dem Regime einer unter dem Eindruck der immer größeren Bedeutung von Wissen modifizierten Wirtschaftspolitik änderte sich an der stiefmütterlichen Behandlung von kleinen Die neuen mit der wissensorientierten Wirtschaft und dem Modell der endogenen Wachs- tumstheorie einhergehenden Politikinstrumente implizieren vor allem Investitionen in die Humankapitalbildung sowie in die öffentliche Forschung und Entwicklung. Es ging und geht dabei aber auch um Steuer- und Subventionsanreize mit dem Ziel, private Forschung und Diese Instrumente sind damit sehr verschieden von denen der neoklassischen Wirtschaftspoli- tik. Zum Beispiel wurden Investitionen in Universitäten in einer kapitalbestimmten Wirtschaft 1 Laut dem Robinson-Patnam Act, “It shall be unlawful for any person engaged in commerce, in the course of such commerce, either directly or indirectly, to discriminate in price between different purchasers of commodi-ties of like grade and quality […].” Zum Beispiel wurde das Großunternehmen A&P für schuldig befunden, Direkteinkäufe von Zulieferern getätigt zu haben und somit eigene Großhandelsfunktionen wahrgenommen zu haben. Obwohl diese Aktivitäten zu erkennbar niedrigeren Distributionskosten führten, wurden die Effizienz-steigerungen als irrelevant angesehen, da die kleinen Unternehmen so bedroht wurden. 2 United States Small Business Administration, 2002, 49 Years Of Sevice To America’s Small Business: The U.S. Small Business Administration, 1953.2002 [Online:http://www.sba.gov/aboutsba/sbahistory.html] auf-gerufen am 22.04.2005. Eigene Übersetzung nicht notwendigerweise als Instrument des Wirtschaftswachstums angesehen. Genau genom- men war überhaupt nicht klar, wie sich der Output von Universitäten, Studenten und der For- schung in erweiterte Investitionen in Kapital niederschlägt. Zwar gab es einen wichtigen Grund, aus politischer, sozialer und moralischer Sicht in Universitäten zu investieren, aber aus ökonomischer Sicht, besonders hinsichtlich des wirtschaftlichen Wachstums, war dies nicht zwingend erforderlich. Tatsächlich wurden Investitionen in Hochschulen als Beeinträch- tigung des Wachstums gesehen, da diese ja Ressourcen verbrauchten. In einer wissensorien- tierten Wirtschaft verkehrt sich diese Sichtweise zwangsläufig in ihr genaues Gegenteil. In- vestitionen in neues Wissen werden als besonders wichtig angesehen, da angenommen wird, dass Wissensübertragungen (spillovers) von der Forschungseinrichtung auf den privaten Sek- tor stattfinden. Die öffentliche Forschung schafft in dieser Perspektive also Wissen für pri- vatwirtschaftliche Unternehmen, was sich letztendlich – so die Erwartung – in größerem Doch diese Erwartungen haben sich bislang nicht erfüllt. Weder die kapital- noch die wis- sensorientierte Wirtschaftspolitik hat eine Gewähr für ausreichendes Wirtschaftswachstum geben können. Rückblickend muss vielmehr festgestellt werden, dass keiner der beiden Poli- tikansätze die Erwartungen erfüllen konnte. Eine kapitalorientierte Wirtschaftspolitik muss in einer wissensorientierten Volkswirtschaft zwangsläufig scheitern. Doch auch die Politikmaß- nahmen, die aus der endogenen Wachstumstheorie erwachsen und zu stärkeren Investitionen in Wissen führen, haben bislang nicht die erwarteten Ergebnisse gebracht. Dies illustrieren Länder wie Deutschland oder Schweden, die zu den innovativsten, aber gleichzeitig eben auch zu den wachstumsschwächsten Ländern Europas zählen. Offensichtlich kann erzeugtes Wissen nicht automatisch mit umgesetztem Wissen gleichgesetzt werden. Dass hier gerade in Europa eine große Lücke klafft, ist mittlerweile als das „Europäische Paradox“3 in den Plädoyer für die Entrepreneurial University als Wachstumsmotor
Die Motivation für eine systematische Entrepreneurship-Politik, für die hier plädiert wird, speist sich folglich nicht allein aus dem Versagen der traditionellen Politikinstrumente, die auf Investitionen in Produktionskapital zur Erreichung von Wirtschaftswachstum und Ar- beitsplätzen in global vernetzten Märkten setzen. Sie kommt ebenso aus der offenkundigen 3 Das Europäische Paradox wurde im EU-Grünbuch zur Innovation dargestellt, vgl. Dokument COM(95)688. Unfähigkeit der wissensorientierten Wirtschaft, ihr Kapital – Wissen – überzeugend in Wirt- schaftswachstum umzusetzen. Die Annahme, dass neu generiertes Wissen in einer Gesell- schaft allgemein und in vollem Umfang verfügbar ist (Romer, 1986; Lucas, 1988; Krugman, 1991a und 1992b) hat sich in dieser allgemeinen Form nicht bewahrheitet. Vielmehr wird der Umfang dieser Wissensspillovers offenkundig durch „Knowledge Filter“4 verringert bzw. gedämpft, die im Extremfall sogar dafür sorgen können, dass die Wissensdurchsetzung gar Mit anderen Worten: Bei Vorliegen eines solchen Filters ist es möglich, dass gegebene Inves- titionen in Produktionskapital oder Wissenskapital nicht die entsprechenden Erträge ergeben, also nicht die entsprechenden Wachstumsraten induzieren. Es ist deshalb an der Zeit, neue Wege in der Wirtschaftspolitik zu beschreiten, und es überrascht keineswegs, dass die Politik dabei auf das Potenzial der kleinen und jungen Unternehmen verfällt. Sicherlich konnte die Verlagerung der Wirtschaftspolitik von der Akkumulation von Produk- tionskapital zum Wissenskapital in einigen Regionen durchaus Erfolge aufweisen und Wirt- schaftswachstum generieren. Doch sind diese Wissensinvestitionen keine hinreichende Be- dingung dafür, dass dieses Wissen auch in marktfähige Produkte umgewandelt wird. Die Existenz des Knowledge Filters wird solche Wissensspillovers behindern und damit das Po- tenzial für Wirtschaftswachstum verringern. Deshalb ist auch die aus der Perspektive einer geschlossenen Volkswirtschaft formulierte Sichtweise, dass der Beitrag von Entrepreneurship in der kreativen Zerstörung (Schumpeter, 1911) existierender Unternehmen bzw. Branchen liegt, für offene Volkswirtschaften hinfällig. Im offenen globalisierten Wirtschaftssystem des 21. Jahrhunderts ist es sinnvoller, über Entrepreneurship als Ursache und Chance für die krea- tive Schaffung von neuen Möglichkeiten nachzudenken. Entrepreneurship lässt sich in diesem Sinne charakterisieren als das Erkennen von Entwick- lungschancen verknüpft mit der Entscheidung, eine Firma zu gründen, um diese Chancen zu entwickeln. Wenn solche Entwicklungschancen von existierenden Unternehmen nicht ent- sprechend wahrgenommen oder wenn sie entsprechend geringer eingeschätzt werden als von anderen Teilnehmern am Wirtschaftsprozess (insbesondere von potenziellen Unternehmens- gründern), so ist die Gründung eines Unternehmens die einzige Möglichkeit, diese Entwick- lungschance zu realisieren. Damit ist eine solche Unternehmensgründung ein Kanal, über den 4 Audretsch et al. (2005) haben diesen Begriff zur Beschreibung des limitierten Wachstumseffekts von Wissens-investitionen geprägt. öffentlich verfügbares Wissen in Produkte umgesetzt wird, also ein Kanal für Wissensspillo- ver. Entrepreneurship kann somit zum Wirtschaftswachstum beitragen, indem es als ein Me- chanismus wirkt, Knowledge Filter durchlässiger zu machen. Was macht ein bona fide Entrepreneurship Politikinstrument aus? Und wer setzt eigentlich Bei der Unterscheidung zwischen Entrepreneurship Politik und traditionelleren Ansätzen ge- genüber dem Unternehmen, trat eine Verlagerung von der Konzentration auf die drei traditio- nellen Politikinstrumente ein, die die Freiheit von Firmen wesentlich eingeschränkt haben – Regulierung, Wettbewerbspolitik und Kartellgesetze in den USA, und dem öffentlichem Ei- gentum von Unternehmen. Der Politikansatz der Beschränkung war relevant, so lange das Hauptanliegen war, die Marktmacht großer Unternehmen einzuschränken. Dass dieser Poli- tikansatz gegenüber den Unternehmen in einer globalen Wirtschaft weniger relevant ist, wird durch die große Anzahl an Deregulierungen und Privatisierungen in vielen OECD Ländern Stattdessen entsteht ein neuer Politikansatz, der sich auf die Schaffung und Vermarktung von Wissen konzentriert. Wahrscheinlich der größte und auffälligste Wandel in der Politik kleiner Unternehmen in den letzten fünfzehn Jahren, ist ein Wandel von dem Versuch kleine Unter- nehmen zu erhalten, die mit einem Kostennachteil aufgrund von größenrelevanten Skalen- nachteilen konfrontiert wurden, hin zur Förderung von Neugründungen und Entwicklung neuer und kleiner Unternehmen, die in die Vermarktung von Wissen und wissensorientiertem Entrepreneurship Politik ist ein relativ neues Phänomen. Eine wichtige Unterscheidung sollte zwischen der traditionellen Politik kleiner Unternehmen und Entrepreneurship Politik ge- macht werden. Die Politik kleiner Unternehmen bezieht sich typischerweise auf Richtlinien, die durch ein Ministerium oder eine Regierungsbehörde eingeführt wurden, die den Auftrag hat, kleine Unternehmen zu fördern und zu schützen. Die eigentliche Definition eines kleinen Unternehmens unterscheidet sich länderspezifisch, von Unternehmen mit weniger als 500 Mitarbeitern in einigen der am meisten entwickelten Länder, wie den USA und Kanada, bis zu weniger als 250 Mitarbeitern in der Europäischen Union, bis hin zu 50 Mitarbeitern in vie- Die Politik kleiner Unternehmen betrachtet typischerweise die existierenden Unternehmen innerhalb einer bestimmten Größenklasse als exogen oder vorgegeben und entwickelt dann Instrumente, um die Lebensfähigkeit solcher Unternehmen zu fördern. Folglich ist die Politik kleiner Unternehmen meist ausschließlich auf die bereits existierenden Unternehmen orien- tiert, und nahezu alle Instrumente des Politikportfolios sind dazu bestimmt, die Lebensfähig- Dagegen umfasst die Entrepreneurship Politik ein wesentlich größeres Spektrum. Entrepre- neurship Politik besteht aus Maßnahmen, um Entrepreneur typische Verhaltensweisen in Re- gionen und Ländern anzuregen… Wir definieren Entrepreneurship Politik als Maßnahmen, die dazu bestimmt sind, um direkt das Niveau von Entrepreneur Vitalität in einem Land oder Es gibt mindestens zwei wichtige Wege, um Entrepreneurship Politik von der Politik kleiner Unternehmen zu unterscheiden. Das erste ist der Umfang der Politikorientierung und der In- strumente. Während die Politik kleiner Unternehmen sich auf die bereits existierenden kleinen Unternehmen konzentriert, ist die Entrepreneurship Politik umfassender und schließt auch potentielle Entrepreneurs mit ein. Dies zeigt, dass die Entrepreneurship Politik sich mehr auf den Prozess des Wandels konzentriert, ungeachtet der organisatorischen Einheit, während die Politik der kleinen Unternehmen in ihrer Natur statischer ist und sich nur auf die Unterneh- mensebene konzentriert. Entrepreneurship Politik ist auch empfindlicher gegenüber Rahmen- bedingungen oder kontextabhängiger Bedingungen, die den Entscheidungsprozess von Entre- preneurs und potentiellen Entrepreneurs bestimmen. Während sich die Politik kleiner Unternehmen vorrangig mit einer Organisationsebene, dem Unternehmen, beschäftigt, umfasst Entrepreneurship Politik mehrere Einheiten der Organisa- tion und Analyse. Diese reichen vom Individuum zum Unternehmen und zum Cluster oder Netzwerk, was Dimensionen auf Industrie- oder Sektorenebene oder eine regionale Dimensi- on, wie einen Bezirk, eine Stadt, eine Region oder selbst ein ganzes Land mit einschließen kann. So wie jede dieser Ebenen ein wichtiges Ziel für die Politik ist, so sind auch die Interak- tionen und Verbindungen zwischen diesen ungleichen Ebenen wichtig. In diesem Sinne scheint Entrepreneurship Politik systematischer zu sein als die Politik kleiner Unternehmen. Trotzdem ist es wichtig zu betonen, dass die Politik kleiner Unternehmen immer noch den Kern der Entrepreneurship Politik bildet. Der zweite Weg um Entrepreneurship Politik von der Politik kleiner Unternehmen zu unter- scheiden ist, dass nahezu jedes Land ein Ministerium oder eine Regierungsbehörde hat, deren Aufgabe die Förderung der Lebensfähigkeit des Kleinunternehmertums ist. Diese Ministerien und Behörden haben bis heute ein gut etabliertes Arsenal an Politikinstrumenten entwickelt, um Kleinunternehmen zu fördern. Teil der Herausforderung bei der Einführung von Entrepre- neurship Politik ist, dass noch kein Land bisher eine Behörde gründen muß, die die Aufgabe hat, Entrepreneurship zu fördern. Vielmehr können relevante Aspekte der Entrepreneurship Politik innerhalb eines breiten Spektrums von Ministerien und Behörden gefunden werden, die von Bildung über Handel bis zur Immigration reichen. Während Kleinunternehmen Be- hörden und Ministerien besitzen, die deren Anliegen vertreten, gibt es keine analoge Behörde Entrepreneurship Politik wird nicht nur von anderen Behörden eingeführt als denen, die ent- weder die nationalen Politikinstrumente implementieren, welche die Vertragsfreiheit von Firmen einschränken, oder solchen, die die traditionelle Politik der kleinen Unternehmen ein- führen, sondern es umfasst auch einen sehr unterschiedlichen und ausgeprägten Satz an Poli- Im vergangenen Jahrhundert bestand eine Mauer zwischen den Universitäten und der Gesellschaft. Eine Barriere trennte die Universität von der restlichen Gesellschaft. Diese Mauer mag zwar unsichtbar gewesen sein, doch man spürte sie auf beiden Seiten sehr stark. Professoren und Studenten waren stolz darauf und mit Sicherheit nicht ungern abgeschnitten von der Gesellschaft. Sie zogen sich in ihrem Elfenbeinturm zurück, der durch die Tore der Universität geschaffen wurde. Die Außenstehenden beobachteten diesen Elfenbeinturm aus der Ferne, normalerweise mit Verachtung und Neugier, manchmal auch mit Feindseeligkeit. Wenn man bemerkt, dass die Universität als Rückzugsort von der realen Welt wäh- rend der Nachkriegsperiode diente, bedeutet dies nicht, dass sie keinen ernsthaften Beitrag für die Gesellschaft leistete. Das Gegenteil war der Fall. Die Universität leistete wesentliche Bei- träge, nicht nur in Bezug auf die grundsätzlichen sozialen und politischen Werte Amerikas, sondern auch in Bezug auf die westliche Zivilisation. Die amerikanischen Universitäten hat- ten sich Anfang des 20. Jahrhunderts von Ablegern religiöser Einrichtungen zu stolzen und unabhängigen Einrichtungen höherer Bildung in der Tradition Humboldts entwickelt. Hum- boldt war ein Ausnahme-Gelehrter und Staatsmann in Berlin. Er begründete eine neue Tradi- tion der Universitäten, die sich durch Gedankenfreiheit, Lernen, intellektuellen Gedankenaus- tausch, Forschung und Lehre als Grundfesten einer Universität auszeichnete. Als sich die Tradition Humboldts innerhalb Europas und der USA verbreitete, beeinflusste sie die Univer- sitäten grundlegend. Sie lösten sich von den Ketten der Kirche und der Verfechtung eines säkularen Weltbildes, um sich zuallererst einer radikalen Gedankenfreiheit, dem Lernen sowie der Lehre und Forschung zu widmen. Die Gedankenfreiheit ist ein Wert, der tief im Herzen Amerikas, sowie der westlichen Zivilisation, verankert ist. Deshalb entstand die Universität im 20. Jahrhundert in ganz Europa und natürlich in den Vereinigten Staaten als eine Instituti- on mit Werten, die wesentlich für die Entwicklung einer demokratischen und freien Gesell- schaft waren. Die Universität war ein Ort, an dem junge Menschen lernten, frei und unabhän- gig zu denken. Sie bildeten die nachfolgende Generation, die diese Werte verbreitete, welche die Grundfesten des westlichen Selbstverständnisses in Bezug auf eine menschliche und zivi- Wenn man aber bemerkt, dass die Humboldt Universität, oder besser Amerikas neuere und modernere und auf jeden Fall amerikanisierte Version der Humboldt Universität einen wesentlichen sozialen und politischen Beitrag geleistet hat, bedeutet dies nicht, dass dies als besonders wirtschaftlich bedeutsam betrachtet wurde. Die Universität war wichtig, um einen rundum gebildeten, nachdenklichen und bedachten Bürger zu formen, der mit den notwendi- gen Werten der westlichen Zivilisation und des Lernens ausgestattet war, aber auch die Ge- dankenfreiheit respektierte, um die Grundfesten einer demokratischen Gesellschaft sicherzu- Allerdings wurde in den Vereinigten Staaten während des Bürgerkriegs eine ganz an- dere Tradition, die vom Konzept der Humboldt Universität abgeleitet wurde, eingeführt. Durch die Bedeutung des Morrill Acts und die Einrichtung der so genannten land grant uni- versities mußte eine direkte Kursänderung eingeschlagen werden oder zumindest eine Modi- fizierung von der europäischen Tradition der Humboldt Universität vorgenommen werden. Die land grant Universitäten waren Universitäten, die auf staatlichem Grund und Boden er- baut wurden, der für die Gründung einer Universität vom Staat zur Verfügung gestellt wurde. Sie waren in ihrer Ausrichtung praktisch orientiert und legten großen Wert auf Landwirtschaft und Ingenieurwissenschaften. Sie können am besten mit deutschen Fachhochschulen vergli- chen werden. Mit der Zeit entwickelten die land grant universities eindrucksvolle und effekti- ve Verwaltungsmechanismen, die Spillover-Prozesse von Technologie und Wissen von der Universität auf die landwirtschaftliche Gemeinschaft erfolgreich ermöglichte. Während sich die Humboldt Universität ausschließlich auf die Schaffung neuen Wissens konzentrierte, leg- ten die land grant universities sowohl Wert auf die Schaffung neuen Wissens, konzentrierten sich aber auch auf die Umwandlung dieses Wissens in wirtschaftlich verwertbares Wissen durch Spillover-Mechanismen, die als erweiterte Dienstleistungen entwickelt wurden. Trotzdem blieb ein Großteil des Technologie-Transfers, der von den land grant uni- versities ausging, auf einen relativ untergeordneten Aspekt der Universität beschränkt, und zwar auf die landwirtschaftlichen Schulen. Auf solche landwirtschaftlichen Schulen schaute der Rest der Universitätengemeinschaft herab und ihr Status als ein echtes Mitglied der Uni- versitätengemeinschaft wurde ständig in Frage gestellt. Trotzdem begann die US Regierung im II. Weltkrieg verschiedene Universitäten dafür zu nutzen, eine technologische Antwort auf die militärische Herausforderung zu geben. Laut Graham and Diamond, “nutzte die US Re- gierung im II. Weltkrieg das Talent von Top-Wissenschaftlern und Ingenieuren an diesen U- niversitäten – sie wurden nicht, wie im I. Weltkrieg zum Dienst in Uniformen im militäri- schen Verwaltungsapparat eingesetzt – sondern entwickelten ein neues Vertrags- und Unter- stützungssystem unter der Führung ziviler Elitetruppen.“ Es war das Bestreben, den II. Weltkrieg zu gewinnen, das MIT, welches zunächst eine land grant university war, internationales Ansehen in den Vereinigten Staaten verschaffte. Laut Roberts “legitimierten die Traditionen bei MIT mit der Industrie zusammen zu arbeiten, bereits für lange Zeit die aktive Beratung durch die wiss. Einrichtung an einem Tag in der Woche. Weitaus beeindruckender für jene Zeit waren Bestrebungen der wiss. Einrichtung, eigene Unternehmen zu gründen, eine Vorgehensweise, die immer noch an vielen Universitä- ten hinterfragt wird. Universitäts-Entrepreneurship, das seit Jahren mit andauernden und manchmal erhöhten Vorbehalten gegenüber potentiellen Interessenkonflikten praktiziert wur- de, wurde im Allgemeinen auch auf die Wissenschaftler übertragen, die dadurch in die Lage versetzt wurden, nebenberuflich tätig zu sein, während sie gleichzeitig Vollzeitbeschäftigte in den Laboren und Abteilungen von MIT blieben. Das Resultat ist, dass ungefähr die Hälfte der von MIT ausgegliederten Unternehmen, einschließlich aller von der Universität initiierten Unternehmen und vieler mitarbeitergebundener Firmen, auf einer Teilzeitbasis begannen und den Weg für viele Entrepreneurs ebneten, die das Terrain des Hochtechnologie- Entrepreneurships zunächst testeten, bevor sie sich komplett darauf einließen. Ein neues Politikinstrument, das den politischen Wandel reflektierte und die Grün- dung und Entwicklungsfähigkeit von Entrepreneur-Unternehmen und auch der Entrepreneur- Universität ermöglichte, wurde durch den US Kongress in Form des Bayh-Dole-Acts5 ge- schaffen, „Wahrscheinlich das inspirierendste Stück Gesetzgebung, das in Amerika in den letzten 50 Jahren erlassen wurde, war der Bayh-Dole Act von 1980. Zusammen mit den Än- derungen im Jahr 1984 und dem Zusatz im Jahr 1986, öffnete dies den Weg für alle Erfindun- gen und Entdeckungen, die in den Laboratorien der Vereinigten Staaten mit Hilfe von Steuer- geldern gemacht wurden. Mehr als alles andere half diese einzelne politische Maßnahme, Amerikas steilen Abstieg in wirtschaftliche Belanglosigkeit zu verhindern. Vor dem Bayh- Dole Act wurden die Früchte der Forschung, die durch Regierungsbehörden unterstützt wur- de, ausschließlich von der Bundesregierung geerntet. Niemand konnte sich solch eine For- schung zu Nutze machen ohne mühsame Verhandlungen mit der betreffenden Behörde. Noch schlimmer war, dass es für Unternehmen nahezu unmöglich war, exklusive Rechte auf ein in Regierungbesitz befindliches Patent zu erhalten. Und ohne dies waren wenige Firmen be- strebt, Millionen ihres Privatvermögens zu investieren, um einen einfachen Forschungsansatz in ein marktfähiges Produkt umzuwandeln.”6 Eine noch weitergehende Beurteilung besagte, dass “Der Bayh-Dole Act sich als das Viagra der Hochschul-Innovationen erwies. Universitäten, die in der Vergangenheit ihr intel- lektuelles Eigentum brach liegen ließen, begannen sich um Patente zu bewerben und erhielten diese in noch nie da gewesener Anzahl. Gekoppelt mit anderen juristischen, wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen, die ebenfalls die Patentierungen und Lizenzierungen förder- ten, sind die Ergebnisse nichts Geringeres als ein bedeutender Aufschwung des nationalen Wie der Präsident der Vereinigung Amerikanischer Universitäten bemerkte „häufte die Bundesregierung vor dem Bayh-Dole Act 30.000 Patente an, von denen nur 5% lizenziert waren und sogar noch weniger ihren Weg in kommerzielle Produkte fanden. Heute beschäfti- gen sich mehr als 200 Universitäten mit Technologietransfer, und erwirtschaften dadurch je- des Jahr mehr als 21 Millionen US Dollar.”8 Und die Commission of the U.S. Patent and Tra- demark Office bemerkte, “In den 70er Jahren entdeckte die Regierung, dass Erfindungen, die durch öffentliche Gelder entstanden, nie den Marktstatus erreichen würden, denn niemand könnte die zusätzlichen Investitionen tätigen, um einfache Forschungsansätze in marktfähige Produkte umzuwandeln. Dies resultierte im Bayh-Dole Act, der 1980 verabschiedet wurde. Es ermöglichte Universitäten, kleinen Unternehmen und gemeinnützigen Organisationen die Er- gebnisse der vom Bund geförderten Forschung zu vermarkten. Die Ergebnisse des Bayh-Dole 6 “Innovation’s Golden Goose,” The Economist, 12 December, 2002. 7 cited in Mowery (2005, p. 2) 8 cited in Mowery (2005, p. 2). Acts waren bedeutsam. Vor 1981 wurden weniger als 250 Patente an Universitäten ausgege- ben. Ein Jahrzehnt später besaßen Universitäten durchschnittlich ca. 1.000 Patente pro Jahr.”9 Zusammenfassung
Sicherlich gibt es kein wirtschaftspolitisches Patentrezept zur Schaffung einer Entrepreneuri- Während sich die traditionelle Nachkriegswirtschaft, die dem Solow-Modell entsprach, auf die Politikinstrumente konzentrierte, die Investitionen in physisches Kapital förderten, kon- zentriert sich die Entrepreneurial Economy auf Politikinstrumente, wie early stage Finanzie- rung von startups, R&D, Universitäts spin-offs und Technologietransfer. Die Tatsache, dass in zahlreichen OECD Ländern die Institutionen, die mit der Regulierung der Wirtschaft beauftragt waren, verkleinert wurden, wurde im Zusammenhang mit den um- fangreichen Privatisierungsaktivitäten der jüngeren Vergangenheit von vielen Ökonomen als das Ende der öffentlichen Intervention betrachtet. Jedoch verkennt diese Sichtweise einen wichtigen Wandel in der Wirtschaftspolitik. Die Beschränkung der Freiheit durch Regulati- ons- und Kartellpolitik tritt in den Hintergrund zugunsten eines stärker dezentralisierten Poli- tikansatzes – der Entrepreneurship Politik – mit dem Fokus auf Schaffung und Verwertung neuer Ideen. Politikinstrumente wie early stage Finanzierung und Universitätsprogramme zum Technologietransfer und zur Förderung akademischer startups schränken die Vertragsfreiheit von Firmen nicht ein, sondern ermutigen Menschen mit Ideen, diese zu verwirklichen und ein Was auffällig ist, ist die Entstehung der Entrepreneurship Politik an sich. Es ist zunehmend der Fall, dass regionale Einheiten auf allen Ebenen, Städte, Regionen, ja ganze Staaten ihre Hoffnung auf diesen Politikansatz gründen. Die Intensivierung der Gründungsförderung und die zahlreichen regionalen und überregionalen Gründerpreise sprechen hier eine deutliche Sprache. Vielleicht ist die Erkenntnis, dass Investitionen in Wissen allein nicht ausreichen, sondern Entrepreneurship das Verbindungsglied zur Umsetzung dieses Wissens in Innovatio- nen und Wirtschaftswachstum darstellt, gar nicht so neu. Denn wie sagte schon Johann Wolf- gang von Goethe: „ Es ist nicht genug zu wissen, man muss es auch anwenden; es ist nicht genug zu wollen, man muss es auch tun“. Literatur
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Source: http://hfcs.at/de/img/paper_audretsch_vorlaeufig___tcm14-38884.pdf

Doi:10.1016/j.disamonth.2007.09.020

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