Ist Cannabis ein wirksames Heilmittel?
zunächst einmal danke ich Ihnen für die Gelegenheit, wieder
einmal über das Cannabis und die Probleme seines Konsums zu
sprechen, diesmal in einem sehr speziellen Sinne, der oft bei der
Betrachtung der Droge und ihrer Wirkungen zu kurz kommt. Dass
Ich möchte dabei so vorgehen, dass ich Sie zunächst auf drei
aktuelle Aufhänger gewissermaßen aufmerksam machen möchte,
die der Tagespresse entnommen sind und die die Aktualität des
Themas zu unterstreichen scheinen. Danach will ich ein paar
kurze Worte zur Historie der Verwendung von Cannabinoiden in
der Pharmazie sagen und auch etwas dazu, wie sich der Umgang
mit dem Haschisch in den letzten 40 Jahren entwickelt hat. Im
Hauptteil werde ich dann die in erster Linie diskutierten
potenziellen pharmazeutischen Wirkungen von Cannabis anhand
der neuesten erreichbaren Literatur erörtern und dabei wird sich
zeigen, wie die Wirkungen im Einzelnen beschaffen sind und was
wir darüber wissen. Ein Wort zu den Nebenwirkungen schließt
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sich an, und am Schluss werde ich das Ganze noch einmal kurz
In den letzten Monaten sind in der Frankfurter Allgemeinen
Zeitung drei Aufsätze erschienen, die sich damit befassen
Die Bedeutung, die diesem Thema zugemessen werde, könne
man nicht mit der Sache selbst erklären, teilte die FAZ mit,
sondern nur mit den kulturellen Assoziationen, die damit
verknüpft seien. Die Sozialgerichte müssten sich immer häufiger
mit der Frage der Kostenübernahme bei Schmerzpatienten für
eine Behandlung mit Cannabisinhaltsstoffen befassen, allerdings
Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung. Es gibt
offenbar Bestrebungen, vor allem bei spastischen Beschwerden
im Rahmen einer MS gesetzliche Zugangsregeln zu schaffen.
Der zweite Artikel befasste sich mit der Initiative von Georg
Soros, eine Kampagne mit dem Ziel der Legalisierung des
Anbaus und Konsums von Cannabis in Kalifornien zu finanzieren.
Mit den Kongresswahlen hatten die Bürger dieses Bundesstaates
über eine Initiative abzustimmen, um Cannabis als reines
Genussmittel freizugeben, als Therapeutikum ist es in gewissem
Umfang dort schon erhältlich, ebenso wie in weiteren 15 Bundes -
staaten der USA. Die Abgabe von Marihuana an jeden über 21
Jahren würde nach Ansicht der Befürworter vor allem erhebliche
zusätzliche Steuereinnahmen in die öffentlichen Kassen spülen,
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denn die Droge soll kräftig besteuert werden. Die Kalifornier
haben diese Initiative allerdings mittlerweile abgelehnt.
Der dritte Artikel zeigt die Verhältnisse im Bundesstaat Colorado
auf, wo man Marihuana in Mengen bis zu 56 g pro Tag mit einer
sog. „Medical Marihuana Card“ in speziellen Apotheken kaufen
kann, die Karte ist leicht zu erhalten. Die Unze Marihuana kostet
im Übrigen $ 450,00, also $ 15,00 pro Gramm. Zu beachten ist
aber weiterhin die Diskrepanz zwischen der Landes- und der
Bundesgesetzgebung. Nach letzterer ist jeder Umgang mit
Marihuana in den USA weiterhin verboten.
Nun zurück zu den möglichen therapeutischen Wirkungen – dem
Ein Blick in die Historie zeigt, dass solche Wirkungen schon
lange bekannt sind. Mit einem solchen Blick beginnen alle
Cannabiswirkungen befassen. Es ist eben nicht so, dass man bis
ins 19. Jahrhundert hinein nur gewusst hat, dass die
Faserelemente der Pflanze sich zu festen Hanfseilen verarbeiten
lassen, die man in der Seefahrt braucht, auf dem Bau, aber an
denen man auch die Verbrecher aufknüpfen kann. Man wusste
schon lange vor Christi Geburt in China beispielsweise, dass es
Hanfpflanze gibt. Naturgemäß hat man das dem Stand der
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untersucht, aber den Weg über die Kräuterbücher in die
deutschen Pharmakopöen und in die amerikanische von 1941
haben Cannabiszubereitungen doch gefunden.
In den letzten 30 Jahren ist nun eine Diskussion entstanden, die
sicher von dem Ziel einer Verharmlosung des Cannabiskonsums
gelebt hat. Der Cannabiskonsum ist ja in den USA und im
Gefolge der sog. Drogenwelle etwa ab 1968 beginnend auch in
Westeuropa und Deutschland geradezu verteufelt worden. Mit
einer Verteufelungsstrategie erreicht man aber bekanntermaßen
nur das Gegenteil. Ein flexibles Vorgehen gegen einen Gegner
ist meistens viel wirksamer. Denken Sie an Österreich und das
Neutralitätsgebot, da hat sich ein weiches und flexibles Vorgehen
doch als wesentlich effizienter herausgestellt, als wenn man
Während die Droge im Deutschen Arzneibuch 6 von 1926 bereits
nicht mehr enthalten ist, führt das Taschenbuch der Drogenkunde
von Hoppe in seiner 8. Auflage von 1981 Cannabis auf und
erwähnt auch pharmakologisch verwertbare Wirkungen.
In der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts hatte das Interesse
an der pharmakologischen Wirkung des Cannabis abgenommen.
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Erst mit der Renaissance des Stoffs als rauscherzeugendes
Mittel geriet es in den 70er Jahren wieder in das Blickfeld einer
interessierten Öffentlichkeit. Cannabis wurde zur „Leitsubstanz“
einer ganzen Generation und eines der Schlagworte war damals
„Haschu Haschisch in der Tasche, haschu immer was zu
Cannabis galt in Konsumentenkreisen als ungefährlich und sein
Verbot durch Einordnung unter das Betäubungsmittelgesetz als
ideologisch motivierte Unterdrückungsaktion der konservativen
Regierenden gegenüber der revoltierenden Jugend. So wurde
Cannabis z. T. einer Protestbewegung junger Menschen, und das
konnte naturgemäß nur funktionieren, wenn es gelang, die
Hier an dieser Stelle schlug nun die Geburtsstunde des
Gedankens von der Verwendbarkeit der Droge bzw. ihrer
Inhaltsstoffe als Medikament gegen eine ganze Palette von
Rauschmittel zum Heilmittel umdeklariert werden. Deshalb
begann nun ein aufwändiger Feldzug für den Anbau von Hanf in
Mitteleuropa mit Hanfläden, Biobauern, Hanfverarbeitung zu
Dazu wurde sogar das Betäubungsmittelgesetz geändert.
Hanfanbau wurde ermöglicht, um dem Biogedanken nicht im
Wege zu stehen. Und in diese Bewegung hinein wurde nun auch
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die Anwendung als Medikament gefordert, wobei man sich einer
1. Nachweis der Ungefährlichkeit der Rauschdroge Cannabis
2. Nachweis der segensreichen Wirkung als Medikament beim
Einsatz gegen eine Reihe von Krankheiten
Der Nachweis der Ungefährlichkeit gelang nicht so recht. Im sog.
Cannabis-Beschluss des Bundesverfassungsgerichts von 1994
stellte das oberste deutsche Gericht in Karlsruhe fest, dass vom
Volksgesundheit ausgehe, deshalb müsse die Droge weiter dem
Betäubungsmittelgesetz unterstellt bleiben.
Gefährlichkeit von Cannabiswirkungen
Die zweite Strategielinie wurde aber beharrlich weiter verfolgt.
Über ihre Ergebnisse soll nachstehend berichtet werden.
Zunächst einmal: Um welche Wirkungen geht es überhaupt, bei
welchen Krankheiten sollen Cannabinoide überhaupt angewandt
Propagierte Anwendungsgebiete heute
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Traditionellerweise geht es um das Glaukom, aber auch um das
Asthma, die hustenstillende Wirkung, dann um die Cytostase und
die Antibiose, sodann um die Schlafstörungen, die sedierende
Wirkung bei Unruhezuständen und Erregung. Dann geht es aber
auch um Schmerzzustände, vor allem den sog. neuropathischen
Schmerz im Zusammenhang mit der Spastik und der Neuritis bei
MS. Ferner sollen Cannabinoide bei den Nebenwirkungen der
Chemotherapie vor allem von Krebserkrankungen eingesetzt
werden, also gegen Übelkeit, Schwindel und Brechreiz, und
Weitere Möglichkeiten wurden gesehen bei einer Vielzahl von
Verstopfung, Impotenz, Anhedonie, Schwindel, Cholera, Diabetes
Versucht man nun, diese zunächst genannte Indikationspalette
zu überprüfen, so stößt man vor allem auf Einzelfallkasuistiken
Kontrollgruppe. Diese Art von Erkundungsstudien hat natürlich
wenig Aussagekraft. Gleichwohl wird ein derartiger mehr
vorwissenschaftlicher Stil auf dem angesprochenen Gebiet
geradezu gepflegt. Es gibt aber auch auf einzelnen Gebieten
mittlerweile ernsthafte empirisch wissenschaftliche Studien, die
eine gewisse Beurteilung der Situation zulassen.
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Cannabisinhaltsstoffen war bis zur Jahrtausendwende im
Wesentlichen von der Einschätzung geprägt, die das Institute of
Medicine (1999) und im Gefolge in Deutschland Rommelspacher
(2000, 2002) vorgenommen hatten. Dabei wurden von beiden
Instanzen jeweils nicht alle möglichen bzw. erhofften Wirkungen
Beginnen wir mit dem Institute of Medicine
Die Beurteilung durch Rommelspacher (2000, 2002), der sich
intensiv mit dem Problem befasst hat, ist ebenfalls ernüchternd:
Ich selbst habe eine Zusammenfassung auf dem Stand von 2005
verfasst, und auch hierbei bin ich nicht auf überzeugende
Cannabisinhaltsstoffen bei einer der ursprünglich propagierten
Dabei sollte man es aber nicht belassen, denn wir schreiben
mittlerweile 2011, und es war geboten, den Stand der Dinge zu
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aktualisieren. Darum habe ich mich bemüht, und es ist mir sicher
nicht gelungen, einen vollständigen Überblick über die aktuelle
Datenlage zu gewinnen. Das, was ich aktuell herausgefunden
Um welche Mittel geht es dabei? Was ist legalerweise auf dem
Um welche Wirkungen bei welchen Krankheiten geht es?
Beginnen wir mit der Anwendung beim Glaukom. Hier sind immer
wieder zeitlich begrenzte Wirkungen in Richtung Absenkung des
Augeninnendrucks beobachtet worden. Allerdings bildet sich
gegen diese Wirkung relativ schnell Toleranz heraus. Es müssen
auch ziemlich hohe Dosen der Substanz eingesetzt werden.
Im Jahre 1999 kam das Institute of Medicine – wie erwähnt – zu
dem Schluss, es liege keine verlässliche Indikation vor. Die
Anwendung sei nicht evidenzbasiert. Die Datenlage ist schmal,
die Ergebnisse sind uneinheitlich, die Nebenwirkungen sind
gravierend, die Toleranzbildung spricht eher gegen eine
Anwendung in diesem Bereich, zumal es eine ganze Reihe
eingeführter Stoffe zur Behandlung des Glaukoms bereits gibt,
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die zuverlässig wirken und die beschriebenen Nachteile nicht
In der großen Übersichtsarbeit von Galal, Slade und Mitarbeitern
(2009) wird dieser Status bestätigt. Man prüft derzeit in
Tierversuchen die Anwendung von Cannabisinhaltsstoffen zur
kurzdauernde Wirkungen, man könne die Substanz einsetzen,
aber möglichst in Kombination mit bereits bewährten Mitteln.
Was die Anwendung beim Asthma betrifft, so wird in den
neuesten Studien (Galal und Slade, 2009, Greineisen, 2010)
zwar von vielfältigen Wirkungen insoweit gesprochen, aber
zugleich betont, dass eine sichere Beurteilung nicht möglich sei,
weil man erst noch weitere Grundlagenerkenntnisse abwarten
müsse. Bei beginnenden Atemwegsinfekten sei – vor allem im
Einzelbeobachtungen sprächen zudem dafür, dass auch bei
chronischem Asthma mit einer immunologisch verankerten
Entstehungskomponente therapeutische Wirkungen zu erwarten
seien, aber eine sichere Beurteilung sei eben noch nicht möglich.
Auch hier ist also die Hoffnung groß, dass eines Tages eine
nachweisbar sein wird. Es heißt also abwarten.
Des Weiteren wird der Einsatz von Cannabisinhaltsstoffen als
Cytostatica diskutiert. Seit 1976 wurde immer wieder von dieser
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Option gesprochen (Harris, 1976), ohne dass es greifbare
empirische Belege gab, dies gilt auch für den Einsatz bei
bestimmten Leukämieformen (Petersen, 1979). Schon bei
Grotenhermen (2001) indessen taucht diese mögliche Indikation
nicht mehr auf, und man wird auf diesem Gebiet wohl die
Dies gilt in ähnlicher Weise auch für die in den 70er Jahren
erhoffte antibiotische Wirkung der Substanz. Auch hier ist es still
geworden, und in der neuesten Literatur taucht diese Option nicht
mehr auf. Die Ergebnisse von Cohen (1979) wurden nicht weiter
verfolgt, so dass wir auch diese Indikation ad acta legen müssen.
Wir kommen zur schlafanstoßenden Wirkung von Inhaltsstoffen
der Cannabispflanze. Hier könnte ja bei der bekannten
sedierenden Wirkung ein gewisses Potenzial schlummern. Tut es
aber nicht, weil die Nebenwirkungen der Substanz, auf die ich
noch zu sprechen kommen werde, dem weitgehend ent-
gegenstehen und weil die Fülle bereits auf dem Markt
befindlicher Hypnotika so erdrückend überlegen ist, dass sie
Cannabisinhaltsstoffen keinen Raum lässt. Deshalb gibt es aus
den letzten Jahren keine Untersuchungsergebnisse zu diesem
Thema, so dass wir auch diese Indikation ad acta legen müssen.
Nun zur sedierenden Wirkung. Auch hier sind die bisherigen
Erfahrungen bei der medizinischen Anwendung nicht ermutigend.
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Es bildet sich schnell Toleranz aus, die Dosis muss gesteigert
teilweise widersprüchlich, die Vielzahl eingeführter Sedativa
bildet eine deutliche Barriere, eine überlegene Wirkung des
Cannabis ist nicht erkennbar, so ist auch dieses Indikationsgebiet
inzwischen seitens der klinisch-pharmakologischen Forschung
Wie sieht es nun mit der Analgesie aus? Hier war bis in die Zeit
vor 10 Jahren eine ausgeprägte Skepsis verbreitet. Man ging
davon aus, dass Cannabisinhaltsstoffe nicht stärker analgetisch
wirken als Phenothiazinderivate, ASS oder Codein, deren
schmerzstillende Wirkung bekanntermaßen relativ gering ist.
Noch Grotenhermen (2001) sagt in seinem Buch, es gebe kaum
Arbeiten, die verwertbare Erkenntnisse auf diesem Gebiet
Inzwischen gibt es aus den letzten Jahren Studien, die sich mit
der Behandlung neuropathischer Schmerzen vor allem bei der
MS befassen. Pöllmann und Feneberg (2008) referieren die
wesentliche Literatur zu diesem Thema in einer großen
Übersichtsarbeit. Die Schwerpunkte der Behandlung liegen bei
den klassischen Schmerzmitteln wie Gabapentin, Lamotrigin,
Topiramat und Morphin. Es wurden aber auch einige Arbeiten
zitiert, die die Wirkung oral verabreichter Cannabisextrakte
verhältnismäßig schwach, die Evidenz der Ergebnisse gering. In
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einer großen Studie an 667 Patienten kam es in 57 % der Fälle
zu einer Schmerzreduktion, insgesamt wurde bislang kein Vorteil
gegenüber herkömmlichen Substanzen gesehen, hier liegt
Fontelles und Garcia (2008) sprechen in diesem Zusammenhang
ebenfalls mehr von der Zukunft als von der Gegenwart. Es gibt
Hoffnung, dass Cannabisinhaltsstoffe hilfreiche Wirkungen
entfalten könnten, sie tun es bisher aber nur in Ansätzen. Es
bedarf offenbar weiterer empirischer Studien zu dieser
Fragestellung. Ähnlich äußern sich auch Hosking und Zajicek
(2008) und Rahn und Hohmann (2009). Aus der Übersichtsarbeit
von Karst und Bernateck (2008) geht hervor, dass bei
Schmerzpatienten mit Spastik bei MS vor allem eine subjektive
Wirkungskomponente Beachtung finden sollte, 15 mg THC bzw.
Nabilon entsprechen der Wirkung von ca. 90 mg Codein, es gab
schmerz- und spastikreduzierende Effekte, allerdings auch
Nebenwirkungen in Form von Schwindel, Benommenheit und
Mundtrockenheit. Der Einsatz von Sativex als Mund-Nasen-Spray
wurde von der kanadischen Gesundheitsbehörde für die
Linderung chronischer Spastik und neuropathischer Schmer zen
Bei der zweiten Forschungswerkstatt MS, die vom 19. bis
20.02.2010 in Leverkusen abgehalten wurde, findet sich im
Abstract-Band vom Oktober 2010 des Nervenarztes (NA 81
(2010) Suppl. 1, 1-49) kein Hinweis auf die Wirkung und den
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Einsatz von Cannabisinhaltsstoffen, wobei die dort gehalte nen
Vorträge gerade innovative Ansätze in besonderer Weise
Cannabispflanze von Hanus (2008) lässt deutlich werden, dass
wir auch in den letzten Jahren noch immer von Erwartungen und
Hoffnungen leben, was die Anwendbarkeit von Cannabinoiden
als Heilmittel betrifft. Die Fülle der zitierten Arbeiten ist
erdrückend, aber ihr Inhalt zeigt, dass wir noch lange nicht dort
angekommen sind, wo wir eigentlich hinwollen: nämlich zur
Praxis und zur therapeutischen Anwendung.
Herausforderungen ist die Rede, vom „therapeutischen Potenzial“
Möglichkeiten, aber nur sehr selten von konkreten Ergebnissen.
Allerdings weist Hanus (2008) zugleich darauf hin, dass die
Anwendung von THC (etwa in Gestalt von Nabilon) schon mit den
70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts bekannt sei und
dass eine beachtliche antiemetische Wirkung bei der Behandlung
der Nebenwirkungen der Chemotherapie von Krebs- und
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Dabei macht man sich die allgemein euphorisierende Wirkung
des Cannabis zunutze, die ja auch eine vorübergehende
antidepressive, sanft analgetische und leicht appetitsteigernde
Komponente enthält. Es erwies sich in der Tat, dass bei kritischer
Betrachtung und bei Zugrundelegung der empirischen Da tenlage
chemotherapeutischer Krebsbehandlung die praktisch einzige
Anwendung von Cannabinoiden ist, die ernsthaft für weitere
Untersuchungen überhaupt in Betracht kommt. Allerdings muss
hier die fatale Tendenz zur Toleranzbildung noch ausgeschaltet
werden. Die Wirkung der entsprechenden Medikamente lässt
nämlich sukzessive nach und muss durch Dosissteigerung
Schläfrigkeit und Schwindel sollten noch stärker zurückgedrängt
werden. Die Datenlage ist nach wie vor widersprüchlich, dies
geht vor allem aus den Arbeiten von Kienzle und Pfeilsticker
(2002) und von Stevens (2002) hervor. Es gibt also auch hier
weiteren Forschungsbedarf, aber durchaus Grund zu einer
In einer großen Meta-Analyse kommen indessen Machado Rocha
und Mitarbeiter (2008) zu dem Ergebnis, bei der Behandlung von
Nebenwirkungen der Chemotherapie des Krebses gebe es
durchaus eine Verbesserung des Befindens, aber der Umfang
der entstehenden Nebenwirkungen des Dronabinols, das hier
eingesetzt wurde, sei ebenfalls zu beachten. Es gebe auch keine
sichere Dosis-Wirkungsrelation. Bei manchen Patienten erwies
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sich Dronabinol als toxisch. Wahn, Halluzinationen und
Depressionen traten in 5 bzw. 6 bzw. 13 % der Fälle auf. Die
trizyklischen Neuroleptika und Haldol. Eine überlegene Wirkung
gegenüber herkömmlichen Psychopharmaka war indessen nicht
Patienten, vornehmlich aus der Gruppe der HIV-Infizierten bzw.
AIDS-Kranken muss sorgfältig abgewogen werden. Es steht
nämlich zu befürchten, dass die ohnehin schon derangierte
gewissen Appetitsteigerung noch weiter negativ beeinflusst
werden könnte (Greineisen und Turner, 2010).
Die Erfahrungen mit Dronabinol haben zu „wenig überzeugenden
unterschiedlichen Dosierungsschemata profitieren nur einzelne
Patienten von der Gabe der Substanz und reagieren mit einer
Gewichtszunahme. Unter höheren Dosen treten unangenehme
Stimmungsverbesserung. Dieser Effekt ist bei chronischen
Krankheiten durchaus zu beachten. Man darf freilich nicht
vergessen, dass es auch herkömmliche Medikationen auf diesem
Gebiet gibt, die eine überzeugende Wirkung entfalten.
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die Durchsicht der wissenschaftlichen Literatur zum Thema zeigt,
dass wir bei heutigem Stand der Dinge nicht berechtigt sind,
Cannabinoide zum festen Bestand unseres Arzneimittelschatzes
zu rechnen, mit dem wir täglich umgehen. Schon die zahlreichen
immer wieder erwähnten positiven Wirkungen sind nicht wirklich
exakt nachweisbar, obwohl die Pflanze seit uralten Mensch -
heitszeiten pharmazeutische Verwendung findet. Aber der Blick
Zusammenstellung von Rommelspacher (2000) gibt hier schon
Nebenwirkungen von THC als Arzneimittel (20 mg)
Aber auch neueste Arbeiten wie die von Galal (2009) und
Greineisen (2010) schlagen in die gleiche Kerbe
Nebenwirkungen von Cannabis-Medikation
Hier sind vor allem Abhängigkeit und Entzugserscheinungen von
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Der Überblick von Bonnet und Mitarbeitern (2010) in den
Fortschritten Neurol. Psychiat. bestätigt diese Feststellungen.
Bei chronischem Konsum von Cannabinoiden wird es dann
vollends desolat, denn hier kommt die Cannabis-induzierten
Psychose ins Spiel, über die es mittlerweile eine ganze Reihe
von Arbeiten gibt, ich selbst habe mich lange Jahre mit diesem
Thema beschäftigt (Rausch und Psychose, Kohlhammer,
Folgeschäden bei chronischem Konsum
Es tun sich aber auch Hindernisse auf, was die Verwendbarkeit
von Cannabinoiden ganz allgemein als pharmazeutische Mittel
Mangelnde Eignung als Arzneimittel
Hier ließe sich zwar gewiss Einiges durch moderierende Eingriffe
in die Galenik, in die Darreichungsform oder vielleicht sogar am
Molekül verbessern, aber eine einfach zu handhabende Substanz
ist es eben nicht, und so stehen neben der schwachen Wirkung
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pharmakologischen Grundeigenschaften der Substanz als dritter
Gegner einer breiten Anwendbarkeit derzeit im Wege.
Die Cannabispflanze und ihre Inhaltsstoffe gehören zum uralten
Arzneischatz der Menschheit. Die Wirkungen sind vielfältig,
liegen auf verschiedenen Gebieten der Medizin, aber sie sind bei
den heute geltenden Ansprüchen an Arzneimittel schwer
verwertbar. Die Nebenwirkungen sind bedeutsam und lassen
eine breite Anwendung zum heutigen Zeitpunkt nicht zu. Es
bestehen gleichwohl Hoffnungen und Erwartungen, Cannabinoide
vielleicht eines Tages als Arzneimittel einzusetzen, denn es gibt
______________ Vortrag Graz, 21.01.2011
LITERATUR Cannabisbezogene Störungen
Fortschr Neurol Psychiat 2010; 78: 360-370
Role of Cannabinoids in the Management of Neuropathic
Galal, Ahmed M; Slade, Desmond und Mitarbeiter
Naturally Occurring and Related Synthetic Cannabinoids and their Potential Therapeutic Applications
Recent Patents on CNS Drug Discovery, 2009, 4, 112-136
Immunoactive effects of cannabinoids: Considerations for the therapeutic use of cannabinoid receptor agonists and antagonists
International Immunopharmacology 10 (2010), 547-555
Cannabis und Cannabinoide – Pharmakologie, Toxiologie und therapeutisches Potential
Huber, Bern, Göttingen, Toronto, Seattle (2001)
______________ Vortrag Graz, 21.01.2011
Pharmacological and Therapeutic Secrets of Plant and Brain (Endo)Cannabinoids
Medicinal Research Reviews, Vol. 29, No. 2, 2009, 213 -271
Therapeutic potential of cannabis in pain medicine
British Journal of Anaesthesia 101 (1), 59-68 (2008)
Schmerzlinderung durch Cannabinoide?
Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2008, 7-8,
Cannabinoide: Auf der Suche nach der Indikation
Fortschr. Neurol. Psychiat. (2002), 70, 1-3
Therapeutic use of Cannabis sativa on chemotherapie- induced nausea and vomiting among cancer patients: systematic review and meta-analysis
European Journal of Cancer Care, 2008, 17, 431-443
______________ Vortrag Graz, 21.01.2011
Current Management of Pain Associated with Multiple Sclerosis Cannabinoids as Pharmacotherapies for Neuropathic Pain: From the Bench to the Bedside
Neurotherapeutics, Vol. 6, No. 4, 2009, 713-737
Cannabis: Als Arzneimittel nur von geringem Nutzen Cannabis und Cannabinoide als Medizin Cannabis – Biologie, Konsum und Wirkung
4. Auflage, Deutscher Ärzteverlag, Köln 2005
Rausch und Psychose – Psychopathologische Untersuchungen an Drogenkonsumenten
______________ Vortrag Graz, 21.01.2011
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